09. April 2020

Bürgerkriege zu befürchten

Der in Durach bei Kempten wohnende Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller (TiB-Gast im September 2016) fürchtet in den ärmsten Ländern der Erde eine Corona-Krise ungeahnten Ausmaßes. Dort sei die Lage höchst dramatisch, warnt der CSU-Politiker in einem Interview mit Augsburger Allgemeine. Mit einer Verzögerung von rund zwei Monaten komme das Virus auch in den Entwicklungs- und Schwellenländern an. Dort gebe es nur schwache Gesundheitsstrukturen, betonte der bayerisch-schwäbische Bundesminister. Im schwarzafrikanischen Mali gäbe es "gerade mal vier Beatmungsgeräte".

 

Von Bernhard Junginger gefragt, wie sehr das Virus die Menschen in Krisen- und Entwicklungsländern bedrohe, äußerte Müller: "Die wirtschaftlichen Folgen des weltweiten Corona-Schocks führen jetzt schon in vielen Ländern zu Massenarbeitslosigkeit. Die Strukturen brechen zusammen. Ich habe große Sorgen, dass es in fragilen Staaten zum Ausbruch von Unruhen kommt, auch zu Bürgerkriegen. Die Auswirkungen, auch auf uns, wären unabsehbar".

 

Die größten Gefahren sieht Dr. Müller in Afrika, wo das Virus in 47 der 54 Länder angekommen sei, und der Krisenbogen Syrien mit seinen Flüchtlingscamps. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, gibt es dort "nahezu keine intensivmedizinische Einrichtungen". Für Müller geht es jetzt darum, staatliche Strukturen insgesamt zu erhalten. Ansonsten brächen nicht nur Krankenhäuser, sondern die gesamte öffentliche Ordnung und ganze Staaten zusammen. Millionen Arbeitslose verfügen über keinerlei Absicherungen und Einkommen, so dass es bereits zu Unruhen kommt. Terrorgruppen verstärken ihre Anschläge mit dem Ziel, Regierungen zu stürzen. Chaos bis hin zum Bürgerkrieg und Flüchtlingswellen wären die Folgen. Weil dies alles auch uns betrifft, müssen wir alles unternehmen, um den Zusammenbruch der Staatlichkeit zu verhindern.