02. Juni 2020

Meine Aufgabe als Arzt

Die Augsburger Allgemeine veröffentlichte kürzlich einen Bericht mit dem Titel "Ich will einfach nur sterben" über einen 86-Jährigen, der aus dem Leben scheiden will. Dieser Bericht schlug in der Öffentlichkeit hohe Wellen. Eine Flut von Leserbriefen zeigt, dass er viele Leser tief bewegt hat. Was ein erfahrener  Palliativmediziner namens Dr. Eckhard Eichner (54) von der Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung zum Thema Sterbehilfe zu sagen hat, ist einem Interview zu entnehmen, das in der heutigen Ausgabe des Blattes erschienen ist. Eichner war im November 2012 bei Bernd Dassel im TiB zu Gast. In über zehn Jahren begleitete er Hunderte von Menschen am Ende ihres Lebens.

 

Warum der Mediziner ärztliche Sterbehilfe ablehnt, begründet er u.a. so: "Der Wunsch nach einem Suizid am Lebensende entspringt nach unserer Erfahrung nicht dem Bedürfnis, tot sein zu wollen, sondern nicht so leben zu müssen. Dazu gehört etwa die Angst, einem unerträglichen Leiden. massiven Schmerzen ausgesetzt zu sein. Eine Angst, die völlig verständlich ist. Schmerzen am Lebensende lassen sich jedoch in aller Regel sehr gut behandeln. Die Palliativmedizin ist in der Lage, derart mit Medikamenten zu sedieren, dass er diese Schmerzen nicht bewusst erleben und erleiden muss. Sobald wir das den Menschen klarmachen können, fühlen sie sich entlastet, wodurch sich der Wunsch nach einem Suizid stark verringert oder ganz verschwindet".

 

Sehr markante Worte, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen, äußert Dr. Eichner am Ende des Interviews: "Meine Aufgabe als Arzt und Palliativmediziner sehe ich auch weiterhin darin, Leben zu ermöglichen und das Leid zu beseitigen - und nicht die Leidenden".