15. Oktober 2020

"Das wird uns einholen..."

"An den Folgen des Lockdowns werden weit mehr Menschen sterben als am Virus", bilanziert Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller (TiB-Gast im September 2016) in einem Interview des Handelsblatts. Der schwäbische CSU-Politiker aus Durach bei Kempten warnt: "Allein auf dem afrikanischen Kontinent rechnen wir dieses Jahr mit zusätzlich 400.000 Malaria-Toten und HIV-Opfern sowie eine halbe Million mehr, die an Tuberkolose sterben werden". Die Pandemie habe auch "eine der größten Armuts- und Hungerkrisen ausgelöst".

 

Wie Müller sagt, seien die Gründe vielfältig: "Weil die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten nicht mehr gewährleistet ist. Weil viele Hilfspakete des Westens nicht ausreichend finanziert sind. Weil wir Industrieländer uns so sehr auf die Coronabekämpfung zu Hause fokussieren, dass wir andere Probleme aus dem Blick verlieren".

 

Sein Fazit lautet: "Brüssel verdrängt die humanitären Katastrophen, die sich direkt vor unserer Haustür aufbauen". Als Gegenmaßnahme schlägt er vor, "konkret ein 50- Milliarden-Stabilisierungsprogramm aus europäischen Krediten und Soforthilfen" aufzulegen. Außerdem werde an einem "neuen EU-Afrika-Abkommen mit den Schwerpunkten Migration, Klima, Energie, Sicherheit und wirtschaftliche Zusammenarbeit" gearbeitet.

 

Der Entwicklungsminister warnt: "Allein 25 afrikanische Staaten stehen vor dem Staatsbankrott. Investoren haben 100 Milliarden an Kapital abgezogen, Währungen und Rohstofferlöse sind eingebrochen". Müllers Mahnung: "Europa hat zur Stützung der eigenen Wirtschaft Programme in Höhe von rund zwei Billionen Euro beschlossen. Für Afrika ist kein Euro zusätzlich an Unterstützung eingeplant. Das wird uns einholen..."