Endlich, endlich, endlich sind jetzt im Prozess gegen die deutsch-türkische, bei der Schwäbischen Zeitung in Biberach arbeitende, jetzt 38-jährige Journalistin Mesale Tolu (TiB-Gast im November 2018) die Würfel gefallen. Sie wurde komplett freigesprochen. Was lange währt, wird endlich gut, sollte man gemäß dieser sprichwörtlichen Wendung meinen. Mesales Freude jedoch hält sich in leicht überschaubaren Grenzen.

Seit dem Tag ihrer Festnahme im Jahr 2017 in Istanbul hat Mesale abribisch genau mitgezählt. Seither sind volle vier Jahre, acht Monate und 20 Tage vergangen bis zum jetzigen Freispruch in beiden Anklagepunkten (Mitgliedschaft in terroristischer Vereinigung MLKP und Verbreitung von Terrorpropaganda). Im Falle einer Verurteilung hätten ihr sage und schreibe stattliche zwanzig Jahre Haft gedroht.

Erleichtert ist sie jetzt natürlich schon, sagt die jetzt 38-jährige gebürtige Ulmerin, Feierstimmung allerdings komme ganz und gar nicht auf. "Auch wenn ich verurteilt worden wäre, hätte es mich emotional nicht berührt. Ich weiß, dass in der Türkei kein Rechtsstaat herrscht". Auch Mesales Ehemann Suat Corlu wurde freigesprochen.