26. August 2022

Offener, grausamer, hässlichster Rassismus

Vor 30 Jahren, also im August 1992, setzte ein rechtsextremer Mob das Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen in Brand. Nachbarn und Zugereiste bejubelten johlend die schändliche Tat, die dem Ansehen des vereinigten Deutschland schweren Schaden zufügte. Im Innern des Hauses mussten mehr als 100 Menschen ernsthaft um ihr Leben fürchten. Die damals junge Claudia Roth (67), die im Januar 2007 Gast im TiB war, fuhr als Europa-Abgeordnete dorthin - gemeinsam mit ihren Eltern. Wie die Grünen-Politikerin heute auf die damaligen Ereignisse in der Hansestadt rückblickt, das offenbarte sie dem Nachrichtenkanal n-tv in einem Interview.

 

Sie erinnert sich u.a. mit Worten wie diesen: "Das war fürchterlich. Das war ein Anschlag auf Menschen in unserer Mitte. Es war offener, grausamer, hässlichster Rassismus, der bereit war, Menschen zu töten".

 

Gefragt, was sie heute mit HRO-Lichtenhagen verbindet, gab Roth diese Antwort: "Ich verbinde damit grauenhaften, fürchterlichsten Rassismus, entgrenzte Gewalt, Hass in den Gesichtern und den Stimmen von Menschen vor einem Haus, das angezündet wird, wo gejohlt wird, wo geschrien wird, obwohl man weiß, dass Menschen in diesem Haus zu verbrennen drohen. Ich verbinde auf der anderen Seite aber damit zivilgesellschaftliche Courage. Mut, der ganz eindeutig dort dazu gehört hat, dem zu widersprechen, dem zu widerstehen und sich an die Seite von diesen Menschen zu stellen. Zu sagen: Wir brauchen Menschlichkeit und nicht Hass. Und diese Menschen sind für mich auch die Heldinnen und Helden dieser Tage geworden. Denn es ist ein Unterschied, ob ich mich in Berlin, Köln oder anderen Städten heute für gleiche Rechte einsetze oder ob ich das damals in Rostock getan habe - vor dreißig Jahren. Mut, aufrechter Gang, demokratisches Bewusstsein, Menschlichkeit und Verantwortungsübernahme, das sind für mich die wirklichen Heldinnen und Helden dieser Tage".