17. August 2021

Tödliche Stille

Der aus dem afghanischen Herat vor vielen Jahren nach Leutkirch zugewanderte und dort als Gastronom tätige "Allgäuer" Aziz Rahimi (56) war im August 2010 einer der Leutkircher Köpfe in Bernd Dassals Sommertalk vor'm Bock. Unter dem Titel "Damit die Kinder etwas zu essen haben" brachte die heutige Allgäuer Zeitung einen größeren Artikel von Simone Härtle über ihn. Mit einem Verein engagiert sich Rahimi seit Jahren für Menschen in seiner Heimat, wo Mutter und Geschwister von ihm noch leben. Zur Zeit berichten sie von einer dort herrschenden "tödlichen Stille".

 

Herat wurde vor wenigen Tagen von den Taliban eingenommen. Dazu sagt der Leutkircher Gastronom: "Zwei Tage, bevor die Stadt gefallen ist, haben wir noch Geld überwiesen, damit die Kinder etwas zu essen haben". Über seine Kontakte vor Ort könne er dafür sorgen, dass das Geld genau dort ankommt, wo es wirklich gebraucht wird.

 

Über seine in Afghanistan lebenden Angehörigen weiß der Gastwirt ganz genau, was in der Heimat vorgeht: "Als die Taliban auf dem Vormarsch waren, hat es jeden Tag Tote gegeben. Aber seit sie die Stadt eingenommen haben, herrscht "tödliche Stille".. Viele Lebensbereiche haben sich bereits verändert. Zum Beispiel würden Diebe öffentlich zur Schau gestellt und mit schmerzhaften Körperstrafen gepeinigt. Mutter und Geschwister seien jedoch entschlossen zu bleiben. Andere, die es sich leisten können, machen sich auf den Weg, solange es noch Möglichkeiten gebe, die Stadt oder das Land zu verlassen.