16. März 2020

Vision vom vernünftigen Weg

Der Historiker und Politikwissenschaftler Prof. Michael Wolffsohn (TiB-Gast im Januar 2016), war kürzlich in Aitrach der Hauptredner im dort veranstalteten Giseton-Seminar der Bauwirtschaft. Vor Jahren als höchst profilierter Wissenschaftler an der Bundeswehr-Hochschule in Neubiberg bei München lehrend, präsentierte er den Gästen des Aichstettener Baustoffherstellers seine Vision von der Befriedung der vielen regionalen Konflikte in der Welt. Keineswegs unbescheiden, bezeichnete er seine Vision als den "einzig vernünftigen Weg".

 

Die allermeisten Konflikte dieser Welt, schreibt die Memminger Zeitung,  rühren für den jetzt 72-Jährigen daher, dass man "an den menschlichen Grundbedürfnissen vorbeiregiert". Für die anwesenden Experten der Bauwirtschaft formulierte es der emeritierte Professor so: "Das Haus ist fehlkonstruiert". Als Beispiele nannte er krisen- oder kriegsgeschüttelte Staaten wie Ukraine, Mali, Syrien, Irak und Iran. Allesamt Zentralstaaten mit zwei oder mehreren Bevölkerungsgruppen unter einem Dach.

 

Wolffsohn schlägt vor, diese Staaten in einem föderalen System fortzuführen, also als eine Bundesrepublik mit relativ selbständig agierenden Regionen. Unterschiedliche Interessen könnten nach seiner Theorie mithilfe institutionalisierter Werkzeuge ausgeglichen werden. Wahlweise kann er sich auch einen Staatenbund ähnlich dem der USA vorstellen. Zum Beispiel für Großbritannien mit Schottland, Spanien mit Katalonien oder Italien mit dem Norden des Landes. Auf sein Geburtsland Israel und Palästina angesprochen, gestand der Redner ein, dass dort keines seiner Modelle funktionieren könne und werde.