22. September 2020

Auf dem Rückweg nach Kabul

"Die Taliban auf dem Weg zurück nach Kabul" ist Simon Kaminskis Analyse betitelt, die heute in Augsburger Allgemeine/Allgäuer Zeitung erschienen ist. Im Untertitel heißt es: "Eine Delegation der Rebellengruppe verhandelt mit Unterhändlern der afghanischen Regierung in Doha (Katar) über einen Frieden für das Land. Der Experte Reinhard Erös erklärt, warum der Dauerkonflikt so schwer zu lösen ist. Der Oberstarzt a.D. der Bundeswehr war im Oktober 2015 Gast im TiB. Auf dem dpa-Foto sieht man die Delegierten der Taliban. Sie sehen eher wie Figuren aus Frankensteins Gruselkabinett aus als solche aus 1001 Nacht aus.

 

Maulawi Abdul Hakim führt die Taliban-Delegation an. Immer wieder betont er, dass es den Milizen nicht um die Macht, sondern die "Unabhängigkeit von der Besatzung" und um die Errichtung eines "islamischen Systems" gehe. Und Masoom Stanekzai, der Unterhändler der Regierungsseite, sagte: "Die größte und wichtigste Priorität unseres Volkes ist es, dem Blutvergießen im Land Einhalt zu gebieten".

 

Als ausgewiesener Afghanistan-Kenner sieht Reinhard Erös aus dem niederbayerischen Mintraching die Lage weit nüchterner: "Wenn in einigen Tagen in Doha ein Verhandlungsergebnis vorgestellt wird, wird sich für die Bevölkerung erst einmal kaum etwas ändern". Er spricht von der Option einer gemeinsamen Übergangsregierung, ist aber skeptisch, ob eine solche handlungsfähig wäre. Er rechnet damit, dass die Taliban ihren Einfluss auf die Regierung so weit ausbauen werden, dass sie "die Politik weitgehend beherrschen". Sollten die USA ihre Truppen abziehen, müssten auch die 1.200 deutschen Soldaten gehen. Viel ändern würde das nicht, meint Erös. Die Bundeswehr sei kaum mehr aktiv, sondern nur noch in ihren wenigen Stützpunkten verschanzt.