07. August 2018

Zwei Jünglinge mit reifer Dame

Über 300 Besucher bevölkerten den Gänsbühl, um dem von Karl-Anton Maucher moderier- ten 197. Talk im Bock, dieses Mal bei medi- terran heißen Sommertemperaturen vor'm Bock, beizuwohnen. Das brachte eine Spen- densumme von 1.992 Euro. Nach dem Willen der drei Gäste Michael Hetzer, Daniele Gabriele und Dorothea Schrade geht das Geld zu je einem Drittel an den Cineclub Leutkirch, an die Jugendabteilung des FC Leutkirch und an das Frauen- forum für Kunst und Kultur.

Als der Moderator ihre reichhaltige Vita im Schweinsgalopp verlesen und am Schluss gesagt hatte, dass das noch lange nicht alles sei, fragte er die 1943 in Reutlingen geborene Dorothea Schrade, was sie am meisten beschäftigen würde. Schrades blitzschnelle Antwort: "Dass ich hier als Feministin angekündigt wurde". Im Unterschied zu "Frauenrechtlerin" behagt ihr dieser Begriff nämlich ganz und gar nicht. Was daher kommt, dass sie in jungen Jahren von einem Professor angeraunzt wurde: "Ach Sie mit ihrem feministischen Geschwätz!" Nach zwölf in Kisslegg verlebten schrecklichen Jahren (schrecklich schön, schrecklich schlimm und einfach schrecklich) ist sie mit ihrer 90-jährigen Mutter nach Diepoldshofen zugezogen. Sie zögert keine Sekunde, sofort ihre "großartige Mutter" zu nennen, als sie gefragt wird, welcher Mensch sie am meisten geprägt habe. "Sie hat mich einmal rausgeschmissen, sonst wäre ich nie etwas geworden". Im Überschwang ihrer aufgekratzten Redseligkeit, die vielfach spontanes Gelächter entfacht, konnte man meinen, sie habe sich vorab mit ein paar Gläschen Wein in Stimmung gebracht. Sieben Monate sei sie nämlich bereits schwanger gewesen, bis es als Erste ihre Mutter bemerkt habe, aber auch nur in der Badewanne. Sich selbst charakterisierte sie, keine Missionarin zu sein, aber mit ihrer schlesischen Abstammung habe sie nun einmal einen "Zug zum Fanatischen". Die malende und sammelnde, renovierende und restaurierende, diskutierende und agitierende Ökologin hegt als ganz großen Wunsch, dass ihr Leben noch lange dauert und - eine Kuh...

Elobau-Geschäftsführer Michael Hetzer führt in steigender Tendenz mit jetzt rund 900 Mitarbeitern das größte, sehr innovative Unternehmen der Stadt selbst dann noch, wenn demnächst der Center Parc Allgäu volle Fahrt aufgenommen haben wird. Die Firma wächst und wächst, obwohl "irgendein angenommener Wachstumswert nicht unser Ziel" ist, es folglich auch keinen gibt. Entlassen wurde bisher noch nie jemand. Stattdessen bevorzugt man in Zeiten schwacher Konjunktur Kurzarbeit. Wenn dann die Konjunktur zu einem neuen Höheflug ansetzt, hat man die nötigen Leute bereits, braucht sich nicht erst mühsam auf Suche begeben. Seinen Vater, als dessen Nachfolger er eingestiegen ist, lobt der Sohn dafür, dass er die Grundlagen heutiger Betriebskultur gelegt habe. Andererseits sei er allerdings "eher patriarchisch unterwegs" gewesen, was auf den Sohn mitnichten zutrifft. Der bezieht immer wieder seine Mitarbeiter ein, da sie meist mehr wüssten, wie es besser gehen könnte. Seltsamerweise gibt es, wie Maucher betonte, bei Elobau keine formale Mitbestimmung, also auch keinen Betriebsrat. Auf die Frage "Hätten Sie denn gern einen?" antwortet Hetzer lachend: "Blöde Frage!" und schiebt erklärend nach: "Wenn ein Bedarf dafür besteht, dann ja, aber nicht ohne Grund ganz einfach so". "Weiß ich nicht", lautet seine Antwort auf die lapidare Frage "Sind Sie ein Gutmensch?" Was sich der Geschäftsführer wünscht, ist, dass "mehr Unternehmen meinen Weg gehen".

Der deutsche Profifußballer mit italienischen und polnischen Wurzeln Daniele Gabriele begann als 14-jähriger Jugendlicher beim FC Leutkirch mit dem Kicken. Seine weiteren Stationen waren FC Memmingen, das Fußball-Internat in Freiburg und beim VfB in Stuttgart, bevor er nach Tirol zum FC Wacker Innsbruck wechselte. Dort stieg er am Ende der letzten Saison in die erste österreichische Bundesliga auf. Die ersten beiden Spieltage der eben begonnenen neuen Saison führten zu zwei Niederlagen gegen die zu den Favoriten zählenden Großstadtclubs Austria Wien und Sturm Graz. So trägt Innsbruck eine der beiden roten Laternen. Daniele bedauert, dass nur große Clubs wie die aus Wien oder RB Salzburg mit Zuschauerkulissen zwischen 20.000 und 30.000 das Potenzial haben, oben mitzuspielen und auch internationales Parkett zu betreten. Auf dem Tivoli waren gegen Graz 8.000 Zuschauer gekommen. Der andere Neuling aus Hartberg spielt vor nur 1000 bis 2000 Zuschauer. Die erste österreichische Division sieht er auf Augenhöhe mit der zweiten deutschen Bundesliga. Deswegen schwebt dem 24-Jährigen eine Rückkehr nach Deutschland vor, um sich einem Zweitligisten anzuschließen. Sollte ihn das Schicksal einmal zum Invaliden machen, setzt er auf eine Lösung im Schoß der ganzen Familie.

Am 8. Oktober geht es im Cubus des Schulzentrums mit TiB 198 weiter. Karl-Anton Maucher talkt mit Titus Dittmann zum Thema "Das Herz muss brennen". Untertitel: Ein Lebenslehrer an der Seite der Rotzlöffel.