22. März 2020

Bundesminister für Hörmann

Dass sich ein Minister von der hohen Berliner Bundesebene politisch in die Niederungen der Kommunalpolitik auf Kreisebene herablässt, ist eigentlich ein Unding mit Seltenheitswert. Und dass dieser Minister kein geringerer ist als der CSU-Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. Gerd Müller (TiB-Gast im September 2016), verwundert gewiss noch mehr. Wer hätte ihm das zugetraut?

 

Wenn am kommenden Sonntag, den 29. März, die Stickwahl für das Amt des Landrats im bayerischen Landkreis Oberallgäu stattfindet, dann duelliert sich im Stechen der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), der in Sulzberg bei Kempten lebende Alfons Hörmann (CSU), mit der zehn Jahre jüngeren Immenstädter Kandidatin Indra Baier-Müller. Den regulären ersten Wahlgang gewann Hörmann zwar, jedoch erreichte er nicht die erforderliche absolute Mehrheit.

 

Am vorgestrigen Freitag erschien in der Allgäuer Zeitung ein Wahl-Inserat mit einem Porträt-Foto von Minister Müller, in dem er sogar zeigt, wie man richtig wählt, nämlich mit einem dicken roten Kreuzchen beim Namen Alfons Hörmann. Ähnlich primitiv mutet der zwischengeschaltete Kurztext an, in dem Müller, von der Coronakrise ausgehend, einen Bogen zur Wahl Hörmanns spannt. Weil die Pandemie "auch im Oberallgäu schwere wirtschaftliche Auswirkungen haben" wird, steht da zu lesen, sei es "extrem wichtig, an der Spitze des Landkreises einen erfahrenen Wirtschaftsfachmann" wie Hörmann als Landrat zu haben. Soll das etwa heißen, dass er schon über epidemische Erfahrung verfügt? :-)