19. November 2020

Toller politischer Coup

Dem im Titanic-Milieu bekannt gewordenen Satiriker, fraktionslosen EU-Abgeordneten und Parteichef der Partei "Die PARTEI", Martin Sonneborn (55), der sich beim TiB mit Bernd Dassel  im September 2009 als Mauerwiedererrichtungsaktivist outete, ist jetzt ein wahrlich toller politischer Coup gelungen. Das frühere SPD-Mitglied Marco Bülow (49), der als Direktkandidat für den Wahlkreis Dortmund 1 im Bundestag sitzt, trat aus seiner Partei aus, um in Sonneborns Partei "Die PARTEI" zu wechseln. Damit verschaffte der fraktionslose Ex-Sozialdemokrat seiner neuen politischen Heimat den Einzug ins Berliner Reichstagsgebäude, wo er freilich weiterhin als fraktionsloser Abgeordneter amtieren wird.

 

Wie t-online meldet, würde Bülow eigenen Worten zufolge "nicht über Nacht zum Satiriker" werden. Es gebe aber Leute, die sich nach ihrer Abwendung von den herkömmlichen Parteien und deren Politik höchstens noch mit Satire erreichen lassen. Das wolle er jedenfalls ernsthaft versuchen. Man müsse sich aber manchmal zwingen, ein Augenzwinkern beizubehalten. Damit hoffe er, dass diese Menschen weder ins Nirwana abgleiten noch dass sie rechts wählen.

 

Bei Parteichef Sonneborn, sagt Bülow, spüre er einen deutlichen Anspruch, dass sich was verändern müsse. Er wolle, dass "Die PARTEI" weiterhin spöttisch-unseriös und satirisch bleibe. Wie Sonneborn auch, glaube er nichtsdestotrotz, dass zu den Themen Lobbyismus und Umgang mit Demokratie klare Positionen guttun könnten. Sonneborn kündigte bereits an, im Bundestagswahlkampf gehörig mitmischen zu wollen.

 

Man darf gespannt sein, ob MdB Bülow in Berlin ähnlich heftig und deftig gegen Kanzlerin Merkel zu Felde ziehen wird, wie das sein Vorsitzender Sonneborn in Brüssel zu tun pflegt. Dort warf er der deutschen Ratspräsidentin in einer einminütigen Spottrede vor, das Corona-Virus mit viel Geld ersticken zu wollen, obwohl das der EU mit dem "nicht minder schäbigen Viktator Orbán leider nicht geglückt ist". Zu Merkels anderen Prioritäten sagte er: "Sie wird den Klimawandel verbieten und die Chinesen dazu bewegen, uns künftig etwas leiser auszulachen".