09. November 2019

Jeder Toter einer zu viel

Am heutigen 9. November muss natürlich an den Mauerfall in Berlin vor genau 30 Jahren erinnert werden. Und an den damailigen Oberstleutnant der DDR-Grenztruppen Harald Jäger, jenen Mann, der am Grenzübergang Bornholmer Straße Dienst habender Offizier war und dem es zu verdanken ist, dass der Schlagbaum an der Mauer geöffnet wurde, so dass Tausende von DDR-Bürgern erstmals den Weg in den freien Westen Deutschlands fanden. TiB-Vater Bernd Dassel war es, der Jäger deswegen vor 10 Jahren, am 2. November 2009, zum Talk in den Bocksaal holte. Unter dem Titel "Der Mut des Maueröffners" sorgte der Ex-DDR-Grenzoffizier zusammen mit Dassel für einen der herausragenden Höhepunkte in der 19-jährigen Geschichte der Leutkircher Gesprächsreihe.

 

In einem aktuellen Interview von www.t-online.de wurde er jetzt mit der Frage konfrontiert, wie er heute darüber denke, dass zu Zeiten der deutschen Teilung geschätzte 600 Menschen an der Berliner Mauer und der "Eiserner Vorhang" genannten innerdeutschen Grenze ihr Leben lassen mussten. Jägers markante Antwort: "Jeder Toter an der Mauer war einer zu viel, ganz egal auf welcher Seite".

 

Auf diesen großen historischen Tag rückblickend, sagt Jäger heute, dass die Nacht vom 9. zum 10. November 1989 seine schrecklichste und seine schönste Nacht war. "Schrecklich deshalb, weil ich von meinen damaligen Mitarbeitern, von den Vorgesetzten bis hin zur Partei- und Staatsführung allein gelassen worden bin. Man hat mir nicht geglaubt, dass zigtausend DDR-Bürger ihre Auareise nach West-Berlin verlangt haben". Und das Schönste in dieser Nacht sei gewesen, "als wir die Kontrollen eingestellt haben und zigtausend DDR-Bürger freudestrahlend jubelnd die Ausreise nach West-Berlin genutzt haben. Für uns war das praktisch eine rauschende Ballnacht. Und wir wurden von den DDR-Mitbürgern umjubelt". Alles sei in dieser Nacht friedlich abgelaufen, was Jägers Ziel gewesen ist.