15. Oktober 2013

Abtprimas Notker Wolf als Solo-Flötist von „Just Friends“

Der von Raimund Haser moderierte 147. TiB am gestrigen Abend in der Festhalle wird als einer der herausragenden Höhepunkte der zwölfjährigen “Talk im Bock”-Geschichte lange in Erinnerung bleiben. Weit über 500 Besucher überfüllten den Festsaal, so dass viele im Foyer auf der Video-Leinwand zuschauen mussten. 4.793 Euro Saalspende kommen Gaststudenten aus fernen Länderm zugute, für die das teuere Leben in Rom unerschwinglich wäre.
Der “Häuptling” der Benediktiner Notker Wolf, der als Abtprimus weltweit 7.500 Mönche und über 15.000 Nonnen unter seinen Fittichen birgt, schreibt zwar viele Bücher – amazon.de soll 75 Titel anbieten -, liest aber lieber als Bücher angesichts dessen, wie es zugeht in Wirtschaft und Politik, Politikern und Wirtschaftsbossen die Leviten, und zwar gehörig: “Wir brauchen eine Humanisierung wieder in unserer Gesellschaft. Wir brauchen wieder echte Demokratisierung, die Fähigkeit zur Kompromissfindung”. Schallender Applaus!
“Wenn ich das wüsste…” entgegnet er spontan auf Hasers Frage, ob er wisse, wer nächster Bischof zu Limburg an der Lahn sein wird. Eigentlich aber interessiere ihn das gar nicht. Limburger Käse sei ihm viel lieber. Obwohl Limburger und der Fall des protzigen Bischofs eins gemeinsam haben, nämlich zu stinken.
Ganz große Sympathien empfindet der 73-Jährige, der es “wunderbar findet, älter zu werden”, gegenüber dem neuen argentinischen Papst. Franziskus lebe bescheiden, brauche keine 31 Millionen für eine Residenz wie der in Limburg. Er tue keinem geschulten Ohr weh, weil er nicht singe, was er gar nicht könne. Und was am wichtigsten ist: In seiner ruhigen Art “lebt er das Evangelium. Das war immer schon mein großes Verlangen”. Mit dem Zungenschlag des Unterallgäus preist der geborene Grönenbacher die ganz andere Sozialisation des Pontifex. “Nicht als bravs Biable auf dem Präsentierteller aufgewachsen”, wurde er von Vater “gezwiebelt”, musste vormittags arbeiten, um nachmittags in die Schule gehen zu dürfen. Im Sinne des Papstes empfiehlt er so zu beten, dass “Herz und Zunge in Einklang stehen”.
Obwohl ihm das aufmüpfige Rocken mit der E-Gitarre gefällt, ist die Querflöte sein Hauptinstrument. Von “Just Friends” einfühlsam souverän begleitet, flötete er eindrucksvolle Kostproben seines Könnens in das begeisterte Auditorium. “Herr, gib uns die Ruh, aber noch nicht so schnell die ewige!” waren seine Worte ganz am Schluss.
Am 4. November erwartet Bernd Dassel Buchautor David Sieveking. Auch als Filmemacher hat er sich mit “Vergiss mein nicht – Wie meine Mutter ihr Gedächtnis verlor und meine Eltern die Liebe neu entdeckten” einen Namen gemacht.