05. November 2013

David Sievekings doppeltes Denkmal für seine Mutter Gretel

Als des Filmemachers und Buchautors Mutter Anfang 2012 starb, war Sohn David grade beim Einkauf. Am Elternhaus zurück, empfing ihn seine verweinte Schwester mit den Worten: “Sie hat gewartet, bis du weg warst”. Moderator Bernd Dassel fand für seinen eloquenten Gast rührend tröstende Worte: “Mit Film und Buch haben Sie Ihrer Mutter ein Denkmal gesetzt”.
Gretels erste Gedächtnislücke geht auf 2005 zurück. Was David Sieveking über den Verlauf ihrer Alzheimer-Erkrankung unter dem Titel “Vergiss mein nicht” dokumentiert hat, sind die letzten eineinhalb Jahre ihres Lebens bis 10 Tage vor ihrem Tod. Wie solches Leben für Mutter und Sohn Leiden, aber auch Lachen gebracht hat, so verlief auch der Talk vor knapp 200 Besuchern in der gut gefüllten Mensa. Viele kamen direkt vom Kino, wo der Film kurzfristig präsentiert und mit seinem Macher diskutiert wurde. Wirklich zum Lachen köstlich komisch, wenn Vater Malte zu Mutter Gretel über Sohn David sagt: “Dein Mann? – Hast du dir einen Neuen gesucht?”
Spannender Höhepunkt war die ethische Grundsatzfrage, ob Gretel, hätte sie es noch gekonnt, den filmischen Dreharbeiten zugestimmt hätte. Schließlich war die Achtund-sechzigerin und Sprachwissenschaftlerin in jungen Jahren eine in den Medien präsente schöne Frau, deren unaufhaltsamer gesundheitlicher Verfall filmisch nachgezeichnet und öffentlich vorgeführt wird. Sieveking lässt keine Zweifel: “Ich glaube, dass meine Mutter dem fertigen Film zugestimmt hätte”. Und weiter: “Ich hoffe einen Film gemacht zu haben, wo Mutter ihre Würde behält”. Dassels Zustimmung “Das kann ich nur unterstreichen” stieß auf kräftigen Applaus.
Die Besucher konnten wertvolle Erfahrungen des Gastes nach Hause nehmen: Im Falle eines Falles sollte man sich nicht an ärztliche Ratschläge halten oder an irgendwelche Lehrbuchweisheiten, sondern ganz individuell den eigenen besten Weg zu finden versuchen. Auch mache es überhaupt keinen Sinn, im Umgang mit Demenzkranken “ständig gegenzuhalten”.
Die 1050 Euro der Saalspende gehen an “Back to Life”, einen Verein, der sich in Indien mit seiner Gründerin Tara Stella Deetjen zum Beispiel dem Schicksal Leprakranker widmet und ihnen medizinische Versorgung ermöglicht.
Am 9. Dezember ist in der Festhalle der von Raimund Haser moderierte Weihnachts-TiB angesagt. Gast ist Judith Rakers (37), die Nachrichtensprecherin der ARD-Tagesschau.