24. Mai 2016

Der Präsident Obama schwäbisch schwätza ond waschecht schwäbln ließ

Im Unterschied zu sonstigen TiB-Veranstaltungen gab es beim 174. Talk im Bock mit dem Reutlinger Dominik Kuhn, dem Mann, der auch Dodokay ist, und Moderator Andreas Müller gleich drei amüsante Kurzfilme zu sehen. Darunter auch einen mit einem seiner bekanntesten Clips, der das Publikum im ansprechend besuchten Bocksaal in heiteres Gelächter stürzte. Getreu seinem Auftrag "Die Welt auf Schwäbisch" synchronisierte "Dodokay" den kraft seines Amtes mächtigsten Mann der Welt in einer in Berlin gehaltenen Rede so, dass US-Präsident Barack Obama als Miteigentümer des Wohnblocks 48 in der Wilhelmstraße in der Eigentümerversammlung wie ein Rohrspatz schimpfte. Darüber, dass jeder "Daggl sein Drohtesel oifach so en Hausgang neistellt - trotz Verbotsschild!" Allein dieses ulkige Filmchen soll im Internet 10 Millionen Mal angeklickt und belacht worden sein. Im Bocksaal setzte der Gast noch Einen drauf: "Mir finda des gut, dass sie des im Hausgang so machat, weil mir machat des auch so!"

Das Geheimnis seines schwäbischen Erfolgs erklärt der Gast zunächst einfach damit, "dass es halt luschtig is". Und führt dazu dann weiter aus: "Wenn Obama über Sie an Scheißdregg schwätzt, is es scho luschtig, dann aber auf Schwäbisch, des is no viel luschtiger!" Wer glaubt, der 1969 geborene Reutlinger sei Schwoab aus Überzeugung, der irrt allerdings. Er sei halt Schwoab, weil er hier geboren und weil es "meine Heimat" ist. Und gefallen tut's ihm hier auch, sonst wär' er längst schon weggezogen. Jeder, der eine Mundart hat, solle sie unbedingt beibehalten, sie sei ein Stück Kultur. Das gilt auch für Schwäbisch, obwohl es auf der Unbeliebtheitsskala deutscher Dialekte oben auf Platz 2 oder 3 stehe.

Gefragt, ob Obama den Clip gesehen und sich darüber geäußert habe, diese ehrliche, selbstkritische Auskunft: "Ich bin nicht in so hohen Kreisen unterwegs, um wirklich sagen zu können, wie sich der Obama mit meiner schwäbischen Stimme gefunden hat". Die Saalbesucher fanden den Gast aber offensichtlich gut, was die ansehnliche Saalspende von 464, 60 Euro beweist. Das Geld geht an die Deutsche Knochenmarkspenderdatei DKMS, die Stammzellenspenden an Blutkrebs-Patienten vermittelt.

Die Angaben des 46-Jährigen zu seinen beruflichen Tätigkeiten sind außergewöhnlich vielfältig: Comedian, Regisseur, Autor, aber auch deutscher Produzent, Sprachkünstler (Voice Artist), Komiker, Musiker und Übersetzer. Firmeninhaber kann er sich auch noch nennen. Ganz wichtig ist ihm, dass er nicht nur auf Comedian reduziert wird, denn er sei in erster Linie "Filmer mit Leib und Seele". Weil sein Herz für den Film schlage, sei es sein großer Traum, einen Spielfilm zu machen. Das aber sei nicht einfach, denn "er frisst dir mindestens zwei Jahre deines Lebens weg". Um überhaupt richtig anfangen zu können, "brauchst du erstmal eine Million, mindestens".

2009, erinnert sich Kuhn, habe er das gehabt, was man heute oft "Burnout" nennt. Er nennt diese gruselig harte Zeit Lebenskrise mit Panikattacken. Ein sechswöchiger Klinikaufenthalt half ihm durch die Krise durchzukommen. Und dann trat wirklich das ein, was ihm sein Psychologe bereits vorab prophezeite: "Mir geht es jetzt danach wirklich besser als jemals zuvor". Damit es auch in Zukunft so bleibt, lebt der "Dodo", wie ihn seine Freunde nennen, einen ganz wichtigen Grundsatz, der auf Erfahrung beruht: "Das musst du machen, was du selbst gut findest, scheißegal, ob es dem Publikum gefällt!"

Am 20. Juni kommt der ehemalige Polizist Carlos Benede zum 175. Talk in den Bocksaal. Er adoptierte die Söhne zweier Frauen, die einer Mordtat zum Opfer fielen.