17. März 2017

Ein Diktator, aber sehr kommunikativ - und ein humoriger!

Nach außergewöhnlich langem "Winterschlaf", aber ohne Frühjahrsmüdigkeit danach ging es beim 182. TiB, dieses Mal ausnahmsweise in der Aula der Otl-Aicher-Realschule, gleich so richtig in die Vollen. 300 Besucher begrüßten die jetzt 68-jährige Trainerlegende Ottmar Hitzfeld mit ganz herzlichem Beifall. Der Schlussapplaus war geradezu überwältigend. Die 1205,97 Euro Saalspende gehen nach dem Willen des überaus sympathischen Gastes, der eine tolle natürliche Autorität ausstrahlt, an die Nothilfe der Schwäbischen Zeitung. Was für ein Auftakt zum 17. Jahr der Existenz der beliebten Gesprächsreihe!

Sich selbst charakterisierte der Ottmar, der seinen Namen dem Berner WM-Helden von 1954, Fritz Walters Bruder Ottmar, zu verdanken hat, weil Vater Hitzfeld im Wankdorf-Stadion das "Wunder von Bern" live miterlebte, als kommunikativen Diktator. Nur wenige im Saal aber werden geglaubt haben, dass er auch über so viel Humor verfügt, dass er mit amüsanten Anekdötchen immer wieder für heiteres Gelächter mit viel Szenenbeifall sorgte. Ein wirklich unterhaltsamer Abend, an dem auch Moderator Andreas Müller aufgekratzt, zugleich auch schlagfertig wie noch nie wirkte.

Besonders bemerkenswert war die ehrliche Offenheit, mit der der Erfolgstrainer gestand, auch selbst schon mal eine Nacht hinter schwedischen Gardinen verbracht zu haben. Naja, die Feier eines Junggesellenabschieds machte es möglich. Und dass er Uli Hoeness auch einmal in der Haft im Landsberger Knast besucht hat, war für ihn Ehrensache. "Ja, wenn es einem einmal richtig schlecht geht, dann muss man ihm beistehen". Schließlich outete er ihn als seinen Freund, mit dem er schon damals im Jahr 1972 unter Jupp Derwall im deutschen Aufgebot zum olympischen Fußball-Turnier der Münchner Spiele stand. Der junge Hitzfeld war einziger, bei einem ausländischen Verein tätiger deutscher Spieler. Ein demütiges Gespräch sei es bei Hoeness im Gefängnis gewesen. "Jetzt aber, jetzt dröhnt sie wieder in alter Stärke, seine Stimme".

Zunächst beim südbadischen FV Lörrach in der Heimat tätig, der er sich immer stark verbunden fühlte, begann Hitzfelds Profikarriere beim FC Basel in der Schweiz. In einer Zeit, in der Fußballtrainer noch im Telefonbuch standen, fasste er sich einst ein Herz und griff einfach mal zum Hörer: "Hallo, Herr Benthaus, kann ich nicht einmal zum Probeträining rüberkommen?" Als es soweit war, war er schon eine Stunde vorher da, ganz aufgeregt, um ja nicht zu spät zu kommen zum Gesprächstermin. Dann trainierte er halt einmal mit und sofort sagte ihm Benthaus, dass er gleich seinen Vertrag unterschreiben könne. Das tat der Otmar denn auch, ohne aber zu versäumen, darauf zu verweisen, dass sein Bruder Rechtsanwalt sei. Ein Hintertürchen für eine mögliche Rückkehr nach Lörrach blieb offen.

Hoch spannend waren Hitzfelds Schilderungen darüber, wie er mit so egozentrisch exzentrischen Charakteren wie "Effe" Stefan Effenberg oder "Olli" Oliver Kahn, die er zur Gaudi des Auditoriums "Platzhirsche" und "Alfatiere" nannte, umgegangen ist. Sein Rezept hörte sich ganz simpel an: Man müsse halt mit den Spielern sprechen, in Einzelgesprächen versteht sich. Dabei müsse man ihnen klarmachen, dass sie als Spieler von vielen Fans abgöttisch verehrt werden und - dass sie Repräsentanten des Vereins sind.

Einer Frage aus dem Publikum blieb der renommierte Gast eine passende Antwort schuldig: Ob das noch ein sportlich fairer Wettbewerb in der Bundesliga sei, wenn die "Säbener Millionarios" aus einem Etat schöpfen können, der zwanzigfach so hoch ist wie der eines "kleinen Fisches" wie FC Augsburg? Er verwies nur darauf, dass das die besondere Leistung des Herrn Hoeness sei, in langjähriger harter Arbeit und Wirtschaftlichkeit den heutigen Reichtum erwirtschaftet zu haben. Wer schon würde das bestreiten?