12. September 2017

Gottschalk: "Ich bin der Kellner, Holm der Koch"

Dieses bemerkenswerte Zitat des großen Entertainers Thomas Gottschalk spricht Bände und zeigt, dass der Gast des 188. Talks im Bocksaal, der von Andreas Müller moderiert wurde, derjenige Mann hinter den Fernsehkulissen ist, der TV-Größen wie Gottschalk, Günther Jauch oder auch Frank Elstner wirklich groß gemacht hat. Einen großen Teil ihres Ruhms verdanken sie der Kreativität des Produzenten, Regisseurs und Autors Holm Dressler, der gebürtiger Hannove- raner und heute 67-jährig in Herrsching am Ammersee zu Hause ist. Bestens gelaunt, bot er den rund 50 Gästen im mäßig besuchten Saal mit amüsanten Geschichtchen einen kurzweilig unterhaltsamen und inhaltlich interessanten Abend, der auch sehr abwechslungsreich verlief.

Die Saalspende in Höhe von 450,50 Euro geht nach dem Willen des Gastes an ADRA. Das ist ein Verein, der sich für die Ärmsten der Armen  unter allen Menschen der Welt einsetzt, die in besondere Not geraten sind. Zur Zeit zum Beispiel für die Flutopfer in den Staaten der karibischen Welt.

Mit Rückblick auf die Anfänge seines Entertainments vor 40 Jahren war es eben dieser oberfränkische Kulmbacher Jüngling Thomas mit dem einst engelhaft goldblonden, bis heute aber längst ergrauten langhaarigen Lockenschopf, der ihn zum Fernsehen brachte, dessen ganz großen langjährigen TV-Erfolg "Wetten, dass...?" er maßgeblich seinem Holm zu verdanken hat. Mit ihm ging er von Hannover nach Baden-Baden zum SWF und bewundert den Thomas noch heute:"Er hat seine Leichtigkeit immer noch, ich hatte sie auch einmal". Rückblickend konstatierte er außerdem: "Alles ist halt einfach so gekommen, wie es jetzt ist, Planung auf dem Reißbrett, die hat es nie gegeben".

Vom Moderator nach seinem Erfolgsrezept befragt, gestand der Gast, dass seines eigentlich ganz einfach ist. Wichtig seien für jede zu produzierende Sendung zunächst drei grundlegende Fragen. Nämlich: Was macht dem Publikum Spaß? Womit fange ich die Sendung an? Wie hören wir dann am Ende auf? Vor allem aber komme es entscheidend darauf an, den Mut zu haben, niemandem seine Ideen zu verraten, sie einfach umzusetzen. Früher, erinnerte sich Holm, durfte auch einmal was misslingen. Heute aber sei das alles ganz anders. Solange werde alles recherchiert, bis es "bombensicher" sei.

Die Arbeit mit den Großentertainern Gottschalk, Jauch und Elstner war für Holm im Vergleich sehr unterschiedlich. Der Frank sei ein akribischer Vorbereiter gewesen, wollte alles ganz genau wissen und vorab festgelegt haben. Wegen seinem Lampenfieber sei sein Hemd nicht selten völlig durchgeschwitzt gewesen. Der Thomas war das genaue Gegenteil. Sich überhaupt nicht vorbe- reiten, war seine Devise, und "einfach reinstoßen und machen". Frank Elstner, Bernd Dassels TiB-Gast im Juni 2007, verhielt sich damit im Stil namhafter Politiker, bei denen "nichts spontan" sei.

Ende der achtiger Jahre plante der Fernsehproduzent eine große dreieinhalbstündige Fern- sehshow in der Frankfurter Festhalle, zu der auch so namhafte Politgrößen wie Altbundeskanzler Kohl und Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher geladen waren. Urplötzlich Kohls vorheriger Anruf: "Was haben Sie mit mir vor? - Damit Sie es gleich wissen: Mit dem setze ich mich nicht auf ein Sofa!" Als geplanter Höhepunkt der Sendung hätte Kohl bis kurz vor Schluss warten sollen. Aber dem Machtmenschen platzte vorzeitig hinter den Kulissen der Kragen: "Ich will jetzt raus!" Und was er wollte, das tat er auch. So war des "schwarzen Riesen" Brauch.

Zu erfahren war auch, dass Thomas Gottschalk einmal im Jahr seine Sendung "Wetten, dass...?" gerne neu aufgelegt haben würde, nämlich auf "Malle". Das aber lehnt das ZDF, warum auch immer, ab.