10. Februar 2014

Gregor Weber: „Wir sind auch Nationalmannschaft!“

Die doch ziemlich “promilastigen” Leutkircher füllten beim 151. Talk den Bocksaal nur recht mäßig. Die aber da waren, erlebten einen sehr intensiven Abend, der weitgehend  ernst verlief. Nicht nur dem Moderator Raimund Haser gefiel, wie der Gast zu seinem En- gagement steht, sei es als Schauspieler, als Buchautor, besonders aber als Bundeswehr-Feldwebel im Auslandseinsatz.
Seine schauspielerischen Sporen verdiente er sich in 14 Tatort-Sendungen des Saarlän-dischen Rundfunks. Heute steht er der Sendereihe distanziert und kritisch gegenüber. Sie war alles andere als eine “Lebensversicherung”. Die Verträge bezogen sich stets auf eine Sendung nur, danach fand er sich wieder auf der Straße. Nach seinem stil- und würde- losen Rauswurf, wie man ihn bei einem öffentlich-rechtlichen Sender nicht für möglich hält, besann er sich auf seine soldatischen Fähigkeiten, um sich in Auslandseinsätzen zu engagieren.
“Pazifismus als Haltung finde ich bewundernswert”, gesteht der Ehemann und Vater zweier Kinder. Weil der Job des Soldaten jedoch Töten involviert, “kann ich als Soldat nicht sagen: Das tu ich nicht, da geh’ ich nicht hin”. Moralisch sei es nicht falsch, die Waffe in die Hand zu nehmen. Nach Kundus in Afghanistan, wo er als Presse-Feldwebel arbeitete, ging er im sicheren Glauben, heil wieder zurückzukommen.
Dass die Heimkehr aber derart schmerzlich und deprimierend verlaufen würde, das hatte er sich nicht träumen lassen. Während eine Nationalmannschaft, die genauso Schwarz-Rot-Gold trägt wie er auf der Uniform, von den Fans begeistert gefeiert wird, stehen die Soldaten einsam und verlassen am Flughafen im Regen da und müssen sich eingestehen: “So, das war’s. Kein Mensch interessiert sich für Dich”. Flammend appellierte er: “Man darf ihnen nie das Gefühl geben, was sie in Afghanistan taten, sei falsch gewesen”.
Jener Oberst Klein, auf dessen Anforderung amerikanische Striker einen Tanklastzug bom- bardierten, weil Gefahr bestand, dass er terroristisch eingesetzt wird, war laut Weber “in einer verzweifelt schwierigen Situation”. Der Luftschlag kostete 140 Zivilsten das Leben. Was aber, so seine Frage, wäre passiert, wenn viele Kameraden im deutschen Feldlager den Tod gefunden hätten?
Die Saalspende von 550 Euro kommt der Hilfe für Syrer zugute, und zwar in Jordanien bis nach Aleppo hinein.
Den nächten Talk im Bocksaal am 24. März moderiert Bernd Dassel. Sein Gast ist die Autorin Jennifer Teege. Unter dem Titel “Mein Opa: Nazi und Mörder” geht es um eine schockierende Familiengeschichte.