13. November 2017

"Mir fehlt der Aufstand der Muslime in der Welt"

Mit dieser bemerkenswerten Aussage brachte der in Türkisch-Kurdistan ge- borene und mit sechs Jahren nach Deutschland gekommene doppelt promo- vierte Psychologie-Professor und sehr renommierte Traumatologe Jan Kizilhan sein Unbehagen zum Ausdruck. Einerseits trieben fanatisierte "Gotteskrieger" der Mordbanden des selbst ernannten "Islamischen Staats" (IS) in immer unsäg- licherer Weise ihr menschenverachtendes blutiges Unwesen. Andererseits gebe es eine überwältigende Mehrheit von friedliebenden Moslems, die sich in keinster Weise mit den grauenhaften Untaten der Dschihadisten identifizieren können, sich sogar ganz entschieden da- von distanzieren. Dennoch aber üben sie sich in Schweigen, obwohl dem Islam die Wurzeln der Gewaltbereitschaft immanent innewohnen.

Moderatorin Jasmin Off stellte in ihrem Fazit zur 190. TiB-Veranstaltung treffend fest, dass der Talk in der zwar nicht vollbesetzten, aber recht gut besuchten Mensa Cubus das Gegenteil der oft "leichten und launigen Diskussionen" war. Die Spendensumme von 601 Euro kommt nach dem Willen des Gastes jenen psychotherapeutischen Diensten zugute, die im Norden des Irak in den Lagern tätig sind und von Lager zu Lager Dienst tun.

Der in Hannover aufgewachsene Fan von "96" und heute an der Dualen Hochschule Villingen-Schwennigen dozierende Professor stufte sich selbst als "überzeugten Therapeuten" ein. Als solcher mache er keinen Unterschied zwischen Gut und Böse. Er arbeitet zwar mehrheitlich mit Opfern, d.h. mit von den IS-Schergen gefolterten, vielfach vergewaltigten, verkauften und versklavten Jesidinnen zusammen, aber auch mit zurück gekommenen ehemaligen Tätern. Sie würden mit Vorliebe Jungfrauen, aber auch Mütter massenhaft vergewaltigen. Ist das geschehen, betrachten sie ihre entehrten Opfer eben deswegen als persönliches Eigentum.

Deutschland sei für Frauen dieser geschundenen religiösen Minderheit ein "gutes Land", in dem gerne Zuflucht gesucht wird. Wie gut, so die verbreitete Denkweise, müsse man dort, wo echte Demokratie herrscht, wohl erst mit Menschen umgehen, wenn man sogar Absperrungen für wandernde Frösche errichtet, damit diese unbeschadet Straßen queren können?

Solche bedauernswerten Frauen zu therapieren, sei manchmal ein schwieriges Unterfangen, denn "manche verkrampfen, schmeißen sich auf den Boden und schreien", weil sie in panischer Angst glauben, wieder vergewaltigt zu werden. Deshalb sei es elementarer therapeutischer Grund- pfeiler, ihnen erst einmal das Gefühl von Sicherheit zu geben. Erst dann bestehe die Chance, mit ihnen wirklich ins Gespräch zu kommen. Ziel aller Maßnahmen müsse es sein, den Opfern Techniken beizubringen, wie sie die Symptome der Traumata kontrollieren und bewältigen. Damit sie selbst "nicht von den Symptomen kontrolliert werden".

"Leider haben es die Terroristen geschafft", konstatierte der "nicht sehr religiöse" Kurde, "dass wir Angst haben". In der Folge ziehen wir uns zurück. Das spalte zunehmend die Gesellschaft. So werde es für die abscheulichen Gewaltverbrecher immer leichter, junge Leute für sich zu rekrutieren. Mit Gehirnwäschen ließen sich Kinder und Jugendliche voll vereinnahmen.

Zum Weihnachtstalk und letzten Talk des Jahres 2017, der am 11. Dezember in der Otl-Aicher-Realschule stattfindet, erwartet Moderator Andreas Müller den bekannten und beliebten Schauspieler Walter Sittler.