15. Dezember 2016

"Papa, wenn du nicht schwätzen könntest..."

..., dann könntest du ja gar nichts", sagte seine Tochter einmal zu Wieland Backes, als diese mit ihm für den Abschlussball der Tanzschule trainierte, bei dem es Brauch ist, dass die stolzen Väter mit ihren Töchtern eine Runde lang das Tanzbein schwingen. Mit diesem Anekdötchen untermauerte "eines der bekanntesten und beliebtesten Fernsehgesichter überhaupt, im Südwesten sowieso" (Moderator Andreas Müller) seine Behauptung, dass sein Schicksal gar nicht anders hat sein können, als dass er Fernsehmoderator geworden ist. Sein Talk in Leutkirch bescherte ihm schon vorweihnachtlich erstmals die Ehre, sich bei OB Henle in ein Goldenes Buch eintragen zu dürfen.

In der mit 350 Besuchern stattlich gefüllten Festhalle wurde am Ende der 181. Veranstaltung auch die Spendensumme der diesjährigen TiB-Weihnachtsaktion bekannt gegeben. Sie beläuft sich einschließlich Saalspende auf 10.261,20 Euro. Das Geld fließt zu gleichen Teilen an die Bürgerstiftungen in Stuttgart, wo Backes dem Stiftungsrat angehört, und in Leutkirch. Damit nähert sich die Gesamtspendensumme der langjährigen Gesprächsreihe von 587.737,20 Euro allmählich der 600.000-Grenze.

Mit seiner 27 Jahre lang bis 2014 moderierten SWR-Talksendung "Nachtcafé" erwarb sich der 1946 im steirischen Feldbach als jüngster von sechs Söhnen geborene Sohn einer kinderreichen, aber auf der Flucht aus dem rumänischen Banat bettelarmen Familie so große Verdienste um die deutsche Fernsehlandschaft, dass er mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet wurde. Den durfte er im Mai diesen Jahres in Stuttgart aus den Händen von Ministerpräsident Kretschmann entgegen nehmen.

Vom Moderator nach dem Geheimnis seines TV-Erfolgs gefragt, nannte der charmante Gast die Tatsache, dass er nicht nur auf Prominente setzte, sondern auch auf ganz normale Gäste, die mit einer besonderen eigenen Geschichte gekommen sind. So wurde die Vielzahl von 700 Sendungen über all die Jahre für ihn selbst zu einer persönlichen "Schule des Lebens". Sein Vater fasste es einmal in die Worte: "Du lebst mit deiner Sendung". Auch wenn es ernste und schwere Themen wie Demenz waren, verbarg er seine Tränen, um dafür zu sorgen, dass stets das Positive dominierte. Am meisten Hochschätzung brachte er SPD-Politiker Egon Bahr entgegen, für ihn eine "vorbildhafte Vermischung von Gelassenheit und Altersweisheit".

Brisante Themen wie dem Thema Seitensprung ging er nie aus dem Weg. Denn die Frage "Wieviel Freiheit verträgt die Liebe eigentlich?" ist ja eine Frage, die das Leben immer wieder von neuem schreibt. Dass es hin und wieder einmal zu einem amüsanten Lapsus gekommen ist, liegt in der Sache Natur. Die einmal betroffene Jutta Ditfurth, die, obwohl von adeliger Abkunft, auf den Adelsnamen verzichtete, dürfte jedoch weniger begeistert gewesen sein, als er ihr gerade heraus ins Gesicht sagte: "Sie stammen ja aus einem ehrwürdigen Gestüt!" Gedacht aber habe er "aus einem ehrwürdigen Geschlecht" - angeblich.

Politische Standpunkte kamen wenig zum Tragen. Zum Flüchtlingsthema merkte der Gast an, dass auf die heutigen Flüchtlinge ein differenziertes Bild zu werfen sei. In Anbetracht eigener Erfahrungen mit Flüchtlingsarmut im Kleinkindalter müsse aber eines klar sein: "Mitmenschlich- keit ist immer gefragt".

Weil Moderator Andreas Müller es im Januar vorzieht, Vater zu werden, gibt es den nächsten Talk erst im Februar nächsten Jahres. Am 16. März, das stehe bereits fest, wird Ottmar Hitzfeld zum TiB erwartet.