15. April 2014

"Spiritualität sollte rein gehalten, von Dogmen befreit werden"

Das waren Worte des Gastes Hamed Abdel-Samad (42) auf die "Gretchen"-Frage des Moderators Raimund Haser, ob er denn an Gott glaube. Ferner führte der bekannte Islam-Kritiker dazu aus, dass er sich nicht durch Religion definiere, weder positiv noch negativ. So sage er auch nicht, ob er Gläubiger oder Ungläubiger sei.

Fast 200 Besucher, die den Bocksaal randvoll füllten, erlebten einen sehr intensiven Abend. Über weite Strecken verlief er spannungsgeladen ernsthaft, jedoch sorgte die humorige Art des sympathischen Gastes für viel kurzweilige Heiterkeit und entspannendes Gelächter. Zum Beispiel als er von seiner Enttäuschung darüber erzählte, dass er, als er 1989 nach Deutschland kam, keine nackten Frauen auf den Straßen sah. Davon hatten ägyptische Zeitungen in seiner Heimat immer berichtet.

Eine Riesenenttäuschung sei es auch gewesen, dass die Berliner Mauer fiel, als er kam. Dennoch betrachtete er Deutschland gegenüber Amerika als die bessere Herausforderung, weil sich hier so viel tat und veränderte. "Wie geht Deutschland damit um?" Diese Frage brannte ihm sehr auf die Nägel. Ganz persönlich stellte sich ihm nicht weniger brisant die Frage nach dem Umgang mit der Freiheit - zentraler Schlüsselbegriff im 153. "Talk im Bock".

Deutschland sah er als kompliziertes Gerät ohne Gebrauchsanweisung. Und Freiheit verglich er mit einem Auto, denn man brauche dazu einen Führerschein, könne nicht einfach damit tun, was man will. Gefragt, ob er die Auffassung teile, dass die deutsche Justiz islamistischen Straftätern Boni einräume, verneint er ganz entschieden. Im Großen und Ganzen funktioniere die Gerichtsbarkeit gut, obschon bestimmte Organisationen mit ihren radikalen Häuptlingen, die schon vom Aussehen her an Ausbrecher aus Frankensteins Gruselkabinett erinnern, genau solche Ansprüche erheben.

Wegen des großen Polizeiwagens mit den Beamten vor dem Bock und den Bodyguards im Saal war ersichtlich, dass der TiB auf höherer Sicherheitsstufe stand. Obwohl bereits dreifach unter Todes-Fatwa gestellt, hat der deutsch-ägyptische Autor in seinem kürzlich erschienenen neuen Buch "Der islamische Faschismus" bekräftigt, dass der Islam fraglos faschistoide Züge trage, und das schon seit seinen Anfängen. Weil "ich bin, wie ich bin", möchte er mit niemandem verglichen werden, auch nicht mit Salman Rushdie. Der indisch-britische Schriftsteller war wegen seiner "Satanischen Verse" schon 1989 per Fatwa zum Tod verurteilt worden.

1295 Euro Saalspende gehen an den Berliner Verein "Heroes". Er versucht Jugendliche für das Thema "Frauenrechte" zu sensibilisieren, um zu verhindern, dass auch weiterhin Ehrenmorde als Ausweg gesehen und begangen werden.

Zur Einstimmung auf die Fußball-WM in Brasilien empfängt Bernd Dassel am 5. Mai in der Festhalle Ex-Nationalspieler Thomas Hizlsperger. Der Titel: WM-Fieber und das Outing. (hh)