06. Mai 2014

Thomas Hitzlsperger: "Ich überlege, ob ich noch einmal spiele"

Gastgeber Bernd Dassel qualifizierte diese unübersehbar mit Augenzwinkern gesprochene Aussage als die große vom 154. TiB am gestrigen Abend in der längst nicht vollen Festhalle ausgehende Botschaft. Der einst in der Bundesliga (Stuttgart, Wolfsburg), in der englischen Premier League und in Italiens Seria A tätige, überaus sympathische Profifußballer hatte September 2013 verletzungsbedingt die Stollenschuhe an den Nagel gehängt. Hintergrund der Botschaft: Bundestrainer Löw stehen für die letzten Vorbereitungsspiele auf die WM in Brasilien 15 Spieler von Bayern, Dortmund und Arsenal nicht zur Verfügung, wie Dassel brandaktuell informierte.

Obwohl noch immer nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte, plädiert der "Hitz the Hammer" genannte Thomas Hizlsperger (32) für die Nominierung von Gomez und Klose, weil sie torgefährlich sind und über wertvolle langjährige Erfahrung verfügen. Mit Blick auf das erste Gruppenspiel gegen Portugal, das einen Christiano Ronaldo in seinen Reihen hat, der kürzlich die Münchener Bayern in Angst und Schrecken versetzte, hebt der 52-fache Ex-Nationalspieler den besonderen Stellenwert des Matches für die eigene Standortbestimmung hervor. Danach geht es gegen Ghana und die USA, deren deutsche Trainer Vogts und Klinsmann sicher "alles über uns wissen".

Entgegen der öffentlichen Meinung, die die Finalteilnahme - mindestens - erwartet, hebt der Gast wegen des Heimvorteils Brasilien an erste Stelle auf dem Favoritenschild. Vorsicht sei vor Chile geboten. Sie hat "keiner auf der Rechnung" und erst neulich haben sie den Deutschen gezeigt, wie gut sie spielen können. Sehr viel sei auch von Spanien zu erwarten. Deswegen und weil "Spanien uns auch nicht liegt" nennt er sie und die Italiener, die er sich auf keinen Fall als Finalgegner wünschen würde.

Als es um die Vergabe der EM 2018 nach Russland und der WM 2022 nach Katar ging, ernteten diese markanten Worte des Moderators den stärksten Szenenbeifall: "An Länder, wo ein Menschenleben so wenig wert ist, kann man solche Turniere doch nicht vergeben!" "Hitz" pflichtete bei, dementierte jedoch, dass der Zeitpunkt seines Outings als Homosexueller etwas mit den Olympischen Spielen im russischen Sotschi zu tun habe. Dort hat die Homophobie wirklich schlimme Ausmaße erreicht.

"His outing is an important sign" lautete eine Schlagzeile der britischen Presse, wie im einleitenden Kurzfilm mit originalen Bildern aus dem Heute-Journal des ZDF zu sehen war. Wenn er von Leuten auf der Straße angesprochen wird, so versicherte er, seien diese Äußerungen "eigentlich immer positiv". In E-Mails habe es aber schon derart üble Beleidigungen gegeben, dass er die auf keinen Fall selbst in den Mund nehmen werde. 4000 Mails seien eingegangen, diese noch nicht abgearbeitet und ständig kämen noch neue hinzu.

Die 1.220 Euro der Saalspende gehen an das Projekt UBUNTU, das sich um HIV-positive Kinder in Südafrika kümmert.

Am 30. Juni schon um 19:30 Uhr wird Raimund Haser in der Festhalle den TiB "Shalom Deutschland" mit dem früheren israelischen Botschafter in Berlin Avi Primor moderieren. (hh)