29. Januar 2013

TiB mit Christiane Fladt: Zweites Leben aus erster Hand

Mit den Shimshalis können die Leutkircher über den 59jährigen Gast des 139. Talks sagen: Eine von uns! Wie das möglich ist, haben 170 Besucher gestern im prallvollen Booksaal von Christiane Fladt im Gespräch mit Moderator Raimund Haser  erfahren. Mit 32 Dienstjahren als Lehrerin am HMG hat des Leutkircher Lehrkörpers Urgestein den schnöden Alltag der öden Bildungsanstalt hinter sich gelassen. Nach immer länger werdenden jährlichen “Höhenflügen” hinauf auf die 3000 Meter hohe Unteretage des “Daches der Welt” hat sie im pakistanischen Bergdorf Shimshal mit seinen 2000 Seelen zu zweitem Leben gefunden. Einem erfüllten Leben, das frei von den Zwängen westlicher Überzivilisation ein “Leben aus erster Hand” ist. Es steht im Einklang mit archaisch bodenständigen Menschen inmitten urwüchsiger Hochgebirgsnatur.
Über zehnjährige Erfahrungen haben die Lehrerin zur Autorin dreier Bücher gemacht, deren viertes (“Und neben ihnen stapft der Tod”) gerade entsteht. Es geht um den lebensgefährlichen Knochenjob der Hochträger als Begleiter internationaler Expeditionen.  Hinauf auf die Bergriesen des Pamir und der Achttausender des Himalaya. Übergreifendes Hauptthema ihrer Bücher: Wandel eines von der Außenwelt abgeschiedenen Bergdorfs durch Einbruch der Zivilisation mit kapitalistischer “Abzocke” als Folge einer befahrbaren Piste. Auch Christiane Fladt hat schon dem drohenden Tod  auf dem Karakorum-Highway ins Auge geblickt. Sein für China lebenswichtiger Bau bis auf knapp 4700 Meter sei ein “Trauerspiel” mit vielen Todesopfern infolge Bergstürzen und Murenabgängen im “unwirtlichsten Gebiet der Welt”. Nachtfahrten auf dem stellenweise einem Bachbett ähnelnden “Highway” werden leicht zum tödlichen Abenteuer.
Gefragt, ob ihr nach diesem zweiten noch ein drittes Leben vorschwebe, erfährt das in gespannter Stille lauschende Publikum: “Ich lass es auf mich zukommen.” Es könne ein Weiterschreiben mit Füller und Tinte werden.
Die Saalspende von knapp 1200 Euro soll für den Wiederaufbau einer verfallenen Schutzhütte als zweite Leutkircher Hütte neben der am Lechtaler Hauptkamm verwendet werden.