27. Oktober 2014

Top-Profiler und profilierter Tatanalytiker "entmonstert" Serienmörder

Die Gäste des 158. Talks im gut gefüllten Bocksaal erfuhren es live von Moderator Raimund Haser für die journalistische und von seinem Münchener Gast Alexander Horn (41) für die kriminalistische Zunft: Diese Berufe sind zu 90 Prozent Transpiration, zu 10 Prozent nur Inspiration. Wohl ganz schön stressig!

755 Euro aus der Saalspende fließen an einen nepalesischen Verein in Katmandu, der 25 Schulen und eine Armenapotheke betreibt. Wie es sich für einen anständigen Münchener eben gehört, reisten vier alpine Bergfreunde und Kollegen zum Dach der Welt. Die Armut der Kinder dort im Himalaya schockierte sie so, dass sie den Verein ins Leben gerufen haben.

Die zweite Gesprächsrunde eröffnete der Gastgeber mit einem solchen Knaller von Frage, dass das Gelächter Sturmstärke erreichte:"Herr Horn! Ich habe eine reiche Nachbarin mit prall gefüllter Schmuckschatulle. Um diese (die Schatulle) mein nennen zu können, bringe ich sie um die Ecke. - Wie muss ich den Tatort hinterlassen, damit Sie mir nicht (gleich) auf die Schliche kommen? Des Spurenlesers Antwort ist ein Kompliment: "Eine sehr ambitionierte Frage!"

Horn klärte die Besucher darüber auf, dass die Stunde des Profilers immer dann geschlagen hat, wenn die Herren Ermittler das Ende der Fahnenstange erreicht haben, mit ihrem Latein am Ende sind. Wenn sie zwar alles in ihrer Macht Stehende getan haben, trotzdem aber jede Spur im Sand versandet ist. Dann, ja dann sind neue Ideen gefragt. Die können nur vom Profiler kommen, weil er objektiv über den freien Blick und den unbefangenen Überblick von außen verfügt. Im Unterschied zu Kripo-Beamten bewegt er sich nicht mit Scheuklappen nur auf der einen Spur.

Nachdem sein Buch "Die Logik der Tat - Erkenntnisse eines Profilers" (Verlag Droemer) "wie eine Bombe eingeschlagen" (Haser) hat, ist Horn jetzt in der Medienlandschaft ein sehr gefragter Mann. So erklärte er auch in Leutkirch, dass "Profiler" damit zu tun hat, dass Leute wie er Täterprofile erstellen. Selbst zu ermitteln liegt dem Profiler fern. Er unterstützt die Ermittler lediglich durch Beratung.

Der berufliche Erfolg steht und fällt damit, ob es ihm gelingt, einen Fall wirklich und echt zu verstehen, das unverzichtbare Fallverständnis zu erreichen. Immer gehe es darum, die einzelnen Entscheidungen eines Täters nachzuvollziehen, damit die Logik eines Tathergangs zu verstehen. Das ist das A und O des Erfolgs. Es geht natürlich nur, wenn der Profiler fähig ist, sich vollständig einzufühlen in die Psyche eines Mörders, und zwar so, dass er für ihn glaubhaft auf einer Augenhöhe steht.

Einen schlagenden Beweis dazu lieferte der Gast auch. Die Frage aus dem Publikum, wie er es geschafft habe, dass sich der als "Maskenmann" bekannte Serientäter Martin N. (40 Sexualdelikte, mindestens drei Morde), gegen den 17(!) lange Jahre in wahrer Sisyphus-Arbeit ermittelt wurde, an seine Schulter gelehnt und geweint hat, beantwortete er zwar kurz und trocken, aber mit spürbaren Emotionen so: "Ohne irgendwie zu werten, versuchte ich den Täter ganz einfach nur zu verstehen".

Anlässlich des Berliner Mauerfalls vor 25 Jahren am 9. November 1989 wird Raimund Haser am 24. November in der Festhalle mit Rainer Eppelmann sprechen. Der unbeugsame Pfarrer und Politiker gilt als lebendes Symbol des Widerstands gegen das SED-Unrechtsregime der DDR.