16. September 2019

Unterhaltsamer Wetterfrosch mit Faible für Sauwetter

Der Gast des von Karl-Anton Maucher moderierten 203. Talks im Bock, ARD-Wettermann Sven Plöger, gehört sicherlich nicht zu jenen Zeitgenossen, die am Sonntag bei schmuddeligem Sauwetter in den Federn verharren und vielleicht der Liebe frönen, frei nach dem Motto: „Ein Sonntag im Bett ist gemütlich und nett“. Sein ausgeprägtes Faible für richtiges Sauwetter ließe das gar nicht zu, denn der studierte Meteorologie, für den Wetter „ein bewegendes Thema ist, das Klima sowieso“, pflegt in der ganzen Welt herumzureisen, stets „dorthin, wo besondere Wetterphänomene“ für Schlagzeilen sorgen. Seine Vorliebe für Sauwetter ist bekanntermaßen seine Stärke. Bleibt zu hoffen, dass sie nicht zum Laster ausartet.

Rund 430 Besucher sorgten für eine bestens besetzte Festhalle. Sie spülten 3.189 Euro in die TiB-Spendenkasse. Nach Plögers Willen kommt das Geld einem Solarprojekt im ostafrikanischen Äthiopien zugute. Mit Hilfe von Solarzellen, die eine noch zu gründende Firma herstellt, sollen die Familien eine moderne und für die Kinder gesunde Beleuchtung bekommen, mit denen sie nach dem schnellen Einbruch abendlicher Dunkelheit ihre Hausaufgaben machen können, nachdem sie den Nachmittag damit verbringen mussten, in der Landwirtschaft mitzuhelfen.

Die Besucher dürften sich phasenweise wie im Kabarett gefühlt haben, wenn der Gast sein humoristisches Geschick zur Geltung brachte. Zum Beispiel versetzte er sie immer wieder in herzhaftes Gelächter, wenn der jetzt in Ulm lebende gebürtige Rheinländer sein Wohlgefallen des Lebens an der Donau ausdrückte: „Ich fühle mich im Schwabenland sehr, sehr wohl, obwohl ... die Leute sprechen, ... wie sie sprechen“. Und auch ein durchwachsenes Kompliment für ihn sorgt für schallende Lachsalven: „Er sieht zwar scheiße aus, aber reden, das kann er“. Und wie! 

In der zweiten Gesprächsrunde zum Thema Klimawandel wichen die zahlreichen kömödiantiantischen Einlagen einer tiefgreifenden Ernsthaftigkeit. Es wurde still im sichtlich tief berührten Publikum. Man lauschte in spannungsgeladenergar Anteilnahme, auch wenn viele von Plögers Aussagen gar nicht nach jedermanns Geschmack waren.

Moderator Maucher erinnerte an den „Supersommer 2018“ und stellte die Frage in den Raum, ob der dem ablaufenden Klimawandel geschuldet war. Der meteorologische Fachmann sprach von einer Folge des Klimawandels. Zum Beispiel 1934 oder 1896 – „die Älteren werden sich erinnern“ - waren die Sommer zwar auch „hochsommerlich spanisch“, mitnichten jedoch ein Klimawandel. Von ihm kann nur gesprochen werden, wenn sich eine langsame, aber deutliche und anhaltende Klimaveränderung einstellt, und zwar weltweit. Um ihm wirkungsvoll entgegen zu wirken, „müssen wir nur einfach die Dinge tatsächlich tun, die wir uns dachten“. Wenn wir aber nichts tun, werde es am Ende dieses Jahrhunderts um volle vier Grad wärmer sein als es heute ist.

Plögers wichtige These: „Ändern tut sich nur dann etwas, wenn Verbote verhängt werden“.

Als schlagendes Beispiel führte er die durchaus erfolgreiche Bekämpfung des Ozonlochs an. Auf dem Klimagipfel von Montreal wurden die FCKW (Fluor-Chlor-Kohlen-Wasserstoffe) weltweit verboten. Die bisherigen Erfolge beweisen die Richtigkeit der Maßnahme.

Auch wenn es schwer werden und langsam gehen wird, zeigt sich der Ulmer Rheinländer grundlegend optimistisch. Er ist davon überzeugt, dass die Wähler künftig keine Lobby-Politik mehr unterstützen werden. Es sei alles nur eine Frage der Zeit, denn die heutigen Schüler, die freitags auf der Straße demonstrieren, werden älter und schließlich Wähler. So würden sich Mehrheiten ergeben, die zum Schutz des Klimas für Veränderungen stimmten. Die Wähler der Bremser geraten auf natürliche Weise in die Minderheit.

Am Ende erntete Sven Plöger anhaltenden Riesenapplaus. Mit einer schönen Flasche flüssiger Nahrung im Arm dankte er sich ungewohnt wortkarg: „Also... – danke!“ Weiter geht es am Dienstag, den 19. November mit Talk 204, den Joachim Rogosch moderieren wird. In der Festhalle zu Gast ist Vatikanberater und Kabarettist Manfred Lütz. Sein Thema: „Unvermeidlich glücklich werden“.