20. März 2023

Vor islamischer Gewalt weichende Demokratie

Als der jetzt 75-jährige deutsch-jüdische Historiker Prof. Michael Wolffsohn im Januar 2016 im Bocksaal talkte, war er bereits emeritierter Professor der Universität der Bundeswehr in München-Neubiberg. 1988 brachte er sein Buch "Ewige Schuld" auf den Markt. Jetzt hat er es neu aufgelegt. Dabei hinterfragt er auch seine eigenen Thesen von damals. Wie sich zeigt, war er nicht immer richtig gelegen. In die Neuauflage über die deutsch-jüdisch-israelischen Beziehungen sind jetzt aktuelle Passagen eingearbeitet, daran zu erkennen, dass sie blau unterlegt sind.

 

Gefragt, wie er zu der bitteren Bilanz kommt, dass der Optimismus von 1988 inzwischen verflogen sei, antwortet Wolffsohn im Interview der Augsburger Allgemeine: "Aus unserer wehrhaften Demokratie wurde eine mental weiche und deshalb vor rechten, linken und islamischen Drohungen oder Gewalt zurückweichende Demokratie. Politik, Justiz und Gesellschaft haben versagt. Extremisten wurden ermutigt, ganz besonders muslimische. Das ungewollt falsche Ergebnis: Bei Otto Normalverbraucher gelten alle Muslime als potenzielle Terroristen".

 

Noch sei es in Deutschland noch nicht so weit wie in Frankreich, wo sich viele Juden nicht mehr sicher fühlen und deswegen nach Israel auswandern, äußerte der Historiker, aber es sei nur eine Frage der Zeit. "Verbale oder körperliche Gewalt gegen Juden wie heute bei uns gab es 1988/93 nicht. Oder eine Documenta, wo Teile der sogenannten Elite ernsthaft darüber zu diskutieren anfangen, ob Bilder, auf denen Juden als Schweine dargestellt werden, antisemitisch sind".