23. Mai 2023

Leichtgewichtiges frauenboxerisches Schwergewicht

Am gestrigen herrlich lauen Maienabend fanden ganze 50 Interessierte in den Bocksaal, um den von Nina Poelchau toll moderierten 215. Talk mit der 30-jährigen Augsburger Weltklasseboxerin Tina Rupprecht zu erleben. Dennoch sammelte sich in der Spendenbox das erkleckliche Sümmchen von 1002,25 Euro. Nach Wunsch der sympathischen Atlethin geht das Geld an "Sea Shepherd. For the Ocean". Die Organisation setzt sich für Schutz und Erhalt mariner Ökosysteme ein.

 

Die mit nur 1,52 Metern gegenüber Poelchau mindestens einen Kopf kleinere gelernte Realschullehrerin und nicht einmal einen Zentner leichte Boxerin holte 2018 im Minimumgewicht den WBC-Weltmeisterschaftsgürtel, den sie im Bocksaal mit unübersehbaren Stolz auf dem Tischchen präsentierte. Fünf Mal in Folge konnte sie ihn bislang verteidigen. Zu Hause hängt der Gürtel, den sie dauerhaft ihr Eigen nennen darf, im Schlafzimmer an der Wand, wo sie ihn zu ihrer Freude und der des Freundes vor Augen hat.

 

Im März stellte sie sich in ihrem 14. Profikampf im kalifornischen Fresno der größtmöglichen Herausforderung. Tina unterlag jedoch in dem vom Bayerischen Fernsehen nach Deutschland übertragenen "Kampf ihres Lebens" vor 12.000 Zuschauern gegen die sich auf Instagram "Superbad" nennende US-Amerikanerin Seniesa Estrada. Nach diesem "Hammerkampf" ist der Titel jetzt "erst mal weg". Natürlich sinnt die zierliche Blondine auf Revanche, weil "die auch nur mit Wasser kocht" (Szenenapplaus des Saalpublikums). Einen Rückkampf auf die Beine zu stellen, ist ihrer Einschätzung nach allerdings alles andere als ein leichtes Unterfangen.

 

"Jeder will gewinnen, aber man muss auch verlieren können", gibt sich die bayerische Schwäbin angenehm bescheiden. In der Rückerinnerung auf den großen Kampf spricht sie von "Gänsehaut pur", wenn es losgeht. Und außerdem: "Wenn Gänsehaut, dann passt's auch!" Kurz zuvor sei man zwar sehr nervös und angespannt, dann aber ist "ganz plötzlich alles weg".

 

Ob sie "schon Böses abgekriegt" habe, fragt die Moderatorin ihren Gast, Cuts, blaue Augen, Platzwunden? Tina verwies auf den Ringrichter, der akribisch darüber zu wachen hat, dass die boxsportlichen Regeln eingehalten werden. Zum Beispiel sei es ganz und gar nicht erlaubt, dem Gegner auf den Hinterkopf zu schlagen. Wiewohl ja manchmal zu hören ist, dass leichte Schläge auf den Hinterkopf angeblich das Denkvermögen verbessern sollen. Nach ihrem Umgang mit "Schmerzen danach" befragt, antwortet Tina, dass sie "in USA ohne Blessuren rausgekommen" ist. Am nächsten Tage laufe man allerdings schon mit schwerem Kopf herum. In der Umkleide habe sie nach dem Kampf "ordentlich geheult". Wenn wundert's nach monatelanger Schinderei, wenn man traurig ist, weil man trotz aller Anstrengungen und Entbehrungen dann doch verloren hat!

 

Auf die aus Karlsruhe stammende Profiboxerin Regina Halmich angesprochen, gesteht Rupprecht. dass Halmich für sie "irgendwo schon Vorbild" ist. Schließlich sei die es ja gewesen, die das Profiboxen in Deutschland groß gemacht habe.

 

Und was den "Playboy" betrifft, sei ihr zwar schon ein Angebot des kultigen Hochglanz-Männermagazins ins Haus geflattert, jedoch habe sie das Angebot ablehnend beschieden. Sie findet es nämlich "nicht so cool", wenn Kollegen, Schüler und Eltern auf Nackfotos ihrer Lehrerin stoßen. Tina unterrichtet in Teilzeit zehn Stunden wöchentlich, auf zwei Tage verteilt.

 

Wegen der Mithilfe von Sponsoren könne sie gegenwärtig zwar schon von ihrem Sport leben, ausgesorgt habe sie jedoch noch lange nicht. So möchte sie schon noch drei, vier Jährchen draufpacken. Schließlich wähnt sie sich zur Zeit in der Hochform ihres noch jungen Lebens.