Volle drei Monate nach dem 223. Sommer-TiB des Jahres vor’m Bock und ein Jahr nach dem Auftritt der Gattin des Ministerpräsidenten Kretschmann gab es jetzt die von Joachim Rogosch lobenswert gekonnt moderierte 224. Ausgabe der einst von Bernd Dassel ins Leben gerufenen Gesprächsreihe. Weil mit dem Ökobauern Roland Palm-Kiefl als Gast im Bocksaal sozusagen „einer von uns“ da war, war das Interesse derart groß, dass der Saal mit 160 Gästen restlos voll besetzt war. Die Spendensumme ergab stattliche 1200 Euro. Nach dem Willen des Gastes geht das Geld an die Organisation „Ärzte der Welt“. Aus eigenen Erfahrungen mit der Armut in Ländern der Dritten Welt, zum Beispiel auf den Philippinen weiß er, dass viele Menschen ihr Leben gänzlich ohne Krankenkasse fristen müssen.
Im 500. Jahr nach dem Bauernkrieg im Allgäu anno 1525 kamen die beiden Talkenden selbstverständlich auch auf die damaligen misslichen Zustände zu sprechen, die den unterdrückten, geknechteten und ausgebeuteten Bauern das Leben ungeheuer schwer machten. Nach einem inzwischen vergangenen halben Jahrtausend ist das Thema noch immer aktuell. Immer wieder stehen Bauern auf und protestieren gegen vorhandene Missstände. Palm-Kiefl versteht sehr wohl zu differenzieren. Er verweist darauf, dass die damaligen Bauern gegen die feudalherrliche Obrigkeit aufgestanden sind, um sich gegen die ausbeuterische Knechtschaft zur Wehr zu setzen. Wenn sie heute auf die Straße gehen, ist die Situation von ganz, ganz anderer Art. Sie leben frei auf eigenem Betrieb. Auch wenn große Firmen Preise diktieren, haben heutige Landwirte ganz andere Möglichkeiten, die selbstverständlich genutzt werden. Wenn so viele Bauern aufgehört haben und aufhören, geschieht das aus anderen Gründen und nicht deshalb, weil sie keine Lust mehr haben. Beispielhaft führt er die nach wie vor überbordende Bürokratisierung an. Die Gesamtsituation ist die, dass immer weniger Bauern (1,2 Prozent) immer mehr Menschen ernähren. Hatten sie nach 1945 ganze zweieinhalb Milliarden Menschen zu ernähren, so sind es in der Gegenwart acht Milliarden. In seinem bisherigen Werdegang hat der als Sohn eines Bürgermeisters und Hohenheimer Student der Agrar-Biologie auch weniger gute Zeiten er- und durchlebt. So musste er „mit Kind und Kegel“ und seiner Frau Maria behelfsmäßig in einem Bauwagen kampieren, bevor es ihm möglich war, einen eigenen Hof zu gründen. Dort war es eher kühl als cool und unangenehm feucht. Solches Leben hatte aber auch seine Reize. Wenn man zum Beispiel nachts die Tür öffnete, um frische Luft zu schnappen, stand man sofort unter freiem Himmel und prächtigem Sternenzelt. Schlechte Zeiten will Roland nicht missen. Die brauche es auch, um ja nicht in immer größere Arroganz zu verfallen. Vorallem geht es dem überlegt und wohl besonnen sprechenden Öbobauern darum, in allem ein vernünftiges Maß zu finden. Dazu verweist er auf den Buchtitel „Zurück zu menschlichem Maß“. Solches Maß begünstigt Entwicklungen, die zufrieden machen. Wenn man viel probiere, stoße man auch auf Dinge, die sich positiv entwickeln.
Der Gast erntete verdient viel Beifall. Moderator Joachim Rogosch bedankte sich bei ihm vor allem für seine lobenswert authentischen Äußerungen.