Der 210. Talk im Bock mit dem noch ungekrönten blasmusikalischen König der Egerländer Musikanten, Ernst Hutter (64) aus Amtzell, lockte höchstens 70 Besucher in die mäßig besetzte Festhalle. Moderator Karl-Anton Maucher erklärte das vorab damit, dass die Leute halt seine Musik hören und weniger dem lauschen wollen, was er im Gespräch zu sagen hat. Und der Gast selbst stellte die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Rechnung, wenngleich er, aus dem niedersächsischen Osnabrück kommend, dort vor ausverkauftem Haus konzertieren konnte. Gleichwohl ergab sich mit 840 Euro eine erkleckliche Saalspende. Nach Hutters Willen geht sie an den Verein "Füreinander und miteinander", der bis heute sozialcaritatives Kümmern in den Vordergrund stellt.
Für das laufende Jahr gab der Vollblutmusiker 32 Auftritte an, die er bis September mit seinen originalen Egerländer Mannen absolvierte. In der Vergangenheit vor Ausbruch der Pandemie sollen es 130 bis 140 Konzerte im Jahr gewesen sein. Sein grandioses Open Air Konzert vor 3500 Zuschauern auf Altusrieds imposanter Freilichtbühne, das auch auf CD käuflich zu erwerben ist und im einleitenden Kurzfilm für Augenblicke sichtbar wurde, hebt er als ganz besonderes Highlight hervor. Auch im nächsten Sommer gastiert man in der benachbarten bayerischen Marktgemeinde. Kürzlich in Stuttgart sei der Zuspruch auch nur mäßig gewesen, sagt Hutter. Und obwohl der Vorverkauf in Nürnberg "ganz gut" angelaufen sei, lahme auch dort der Zuspruch für das bevorstehende Konzert in der Meistersingerhalle.
In den bis jetzt 22 Jahren seines Dirigats in der Nachfolge des unvergesslichen Ernst Mosch selig, der 1999 verstarb, gab Ernst Hutter kund, habe er es auf mehr als 900 Konzerte gebracht. Ganz klar, dass auch die Tausend vollgemacht werden sollen.
Mit warmen Worten der Dankbarkeit lobt er die vielen im Hintergrund eifrig tätigen Hände, ohne die seine großen Auftritte so sicherlich nicht möglich wären. Das sei wie in Münchens Säbener Straße, wo eine ganze Heerschar von Helfern und Helfershelfern und -innen dafür sorgt, dass sich die Jungs stets pudelwohl fühlen und ihre Spitzenleistungen erbringen und abrufen können.
Seine "Egerländer Musikanten - Das Original" sind ein "ausgesuchtes Auswahlorchester" mit durchweg vorzüglichen professionellen Musikern. Es handelt sich fast um einen reinen Männerverein, es sei denn, dass der Orchesterchef auch hin und wieder mal das wohlklingende Gesangsduo aus Katharina Praher und Nick Loris zur Klangverfeinerung der beispielsweise "Drei weißen Birken" aufbietet. Während Prahers herzerwärmend stimmungsvoller Gesang auf einer entsprechenden Ausbildung beruht, singe der Nick einfach so aufs Geradewohl drauflos.
Gegenüber dem als weltbeste Blasmusik geltenden Ensemble habe das Publikum allüberall eine feste Erwartungshaltung, erklärt der dirigierende "Kompaniechef", der man natürlich gerecht werden müsse, musikalisch sowieso, aber auch optisch. So gehören Trachtenjanker, Kniebundhose, Haferlschuhe usw. zur standardmäßigen Kleiderordnung, egal ob in der New Yorker Carnegie Hall oder irgendwo auf dem Land in einem Zelt. Zum Erfolgsrezept der Truppe gehört, dass mit musikalischen Mitteln möglichst starke Emotionen erzeugt werden, und zwar stilübergreifend. Der Erfolg beruhe gleichermaßen auf der Musik wie auf den Texten.
Des Moderators Frage nach dem Verhältnis seiner Musik zum Schlager beantwortet der Vater dreier mitspielender hochmusikalischer Söhne mit "ganz, ganz anders". Die bestehenden Unterschiede seien sehr groß. Die eigene produzierte Musik folge "unseren Regeln, unserem Klang".
Auf seinen Werdegang in der Jugend rückblickend, erwähnte Hutter mehrfach auch den Lothar Kraft, Pianist der TiB-Combo "Just Friends", die den Gast bei zwei auf der Trompete und der Zugposaune vorgetragenen Stücken bravourös begleitete. Zunächst erfreute Moschs Epigone mit einem Medley u.a. mit "Wir sind Kinder von der Eger", danach mit einem enthusiastisch posaunten Stück des einflussreichen amerikanischen Jazz-Musikers Duke Ellington.