19. Februar 2018

Starker Mann und Macher des FCA

Von TiB-Moderator Andreas Müller gefragt, ob er als Ex-Profi des FC Bayern nicht auch einmal eine Offerte bekommen habe, bei den Säbener Millionarios ins Management einzusteigen, verneinte der jetzt 51-jährige Geschäftsführer Sport des FC Augsburg Stefan Reuter (Kfz-Kennzeichen A - FC 7777). Mit seiner Begründung hatte er die Sonderapplaus spendenden Lacher auf seiner Seite: "Solange dort Hoeness und Rummenigge sind, würde ich bei denen keine Aufgabe für mich sehen". Wie der nur mäßig besuchte 193. Talk in der Mensa Cubus zeigte, hat der gebürtige Dinkelsbühler Mittelfranke ein ganz besonderes Herz für die Nachwuchsarbeit. Das bewies er, indem er die 504,20 Euro der Saalspende für den Nachwuchs des einheimischen FC Leutkirch bestimmte.

Zu Beginn des Talks nannte der Moderator die Gesamtspendensumme, die der Talk im Bock bisher eingespielt hat, und fragte Reuter, was man heute für 603.000 Euro im Profifußball kriege. Reuters Antwort kam postwendend: "Da müssten wir uns hier in der Region nach einem Nachwuchsspieler umsehen, wenngleich auch für sie heute mitunter schon erheblich mehr gezahlt wird".

Als er selbst als 16-Jähriger vom damals ruhmreichen deutschen Rekordmeister 1. FCN aus Dinkelsbühl an den Valznerweiher in der Frankenmetropole geholt wurde, waren die Zeiten noch ganz, ganz andere. Mit zwei anderen Jugendtalenten wurde er in die eine Hälfte eines Bungalows auf dem Trainingsgelände eingewiesen, die andere Hälfte bewohnte das Hausmeister-Ehepaar. Die Einnahmen waren denkbar bescheiden, Trainer Heinz Höher versprach ihm aber viel mehr, wenn er den Sprung in den Profikader schaffe. Und den schaffte er bei Höher, der immer große Stücke auf den Youngster hielt. Als seine persönliche Stärke nannte der Gast die Ausdauer und seine Schnelligkeit. Sie ermöglichte ihm, die meisten Bälle einfach abzulaufen.

Als der in Nürnberg auch als "Abwehrlegende des Jahrhunderts" verehrte Rechtsverteidiger und defensive Mittelfeldspieler auf der rechten Außenbahn vom großen FC Bayern unter der Regentschaft von Kaiser Franz Beckenbauer angeworben wurde, zog Höher alle Register, um ihn zum Verbleib in der Noris zu überreden. Sogar in Dinkelsbühl erschien er zum Hausbesuch und drohte gar: "Wenn Du gehst, dann schmeiß ich hin". Obwohl Höher ihm sogar mehr als die Bayern zu zahlen versprach, ging Reuter trotzdem. Er wollte einfach beim besten deutschen Club kicken und spürte: Jetzt ist dafür die beste Zeit. Bei den Münchner Rothosen avancierte er auf Anhieb zum Stammspieler.

"Wie wollen Sie beim FCA heute einen jungen Spieler halten, wenn die Bayern kommen und anklopfen?", fragte Müller und verwies beispielhaft auf den offensiven linken Außenverteidiger Philipp Max. Und Reuter: "Wenn Bayern anklopft, dann wird es ... schwer (Gelächter im Saal), sehr schwer". Wenn der Zeitpunkt wirklich passend sei, dann könne es nur noch darum gehen, eine entsprechende Ablösesumme auszuhandeln.

Kurz vor Jahresende 2012 kam er nach Augsburg. Die bisherigen gut fünf Jahre dort betrachtet er als Glücksfall. Den FCA sieht er als Gegenentwurf zu den Münchner Löwen. Ganz wichtig sei, dass die Verantwortlichen die Situation realistisch einschätzen und nicht, wie bei 1860 viel zu hohe Erwartungen hegen, obwohl keine passenden Voraussetzungen dafür gegeben sind. Obwohl sich Augsburg inzwischen im verflixten siebenten Jahr in der Beletage des deutschen Fußballs befindet, läge ein Abstieg immer im Bereich des Möglichen. Deswegen werde intensiv daran gearbeitet, die Strukturen so zu gestalten, dass man im Falle des Falls gleich wieder angreifen könne, um die sofortige Rückkehr ins Oberhaus zu schaffen.

Am 26. März talkt Karl-Anton Maucher im Bocksaalmit dem langjährigen Ulmer SPD-Oberbürgermeister Ivo Gönner. Dabei werde nicht nur über das Stadtoberhaupt, sondern aus gegebenen Anlässen auch über dessen Partei zu sprechen sein.