18. September 2024

Und wenn ein Spatz den Boden küsst...

... steh auf, wenn Du ein Ulmer bist! So skandierten die Ulmer Fans damals vor 24 Jahren, als sie der heute 65-jährige Ralf Rangnick durch den obligatorischen Aufstieg von Jahr zu Jahr eine Klasse höher bis hinauf in die Beletage der deutschen Bundesliga führte. Dort setzte es natürlich auch böse Schlappen, wie zum Beispiel beim 1:9 im heimischen Donaustadion gegen Bayer Leverkusen. Der beim Stand von 0:7 erzielte Ehrentreffer löste solchen frenetischen Jubel aus, dass man hätte meinen können, die Spatzen würden haushoch führen. Das Gastspiel im Oberhaus dauerte jedoch nur ein Jahr, dann folgten Abstürze in immer tiefere Tiefen.

 

In der Fragerunde des von Karl-Anton Maucher sehr sach- und fachkundig moderierten 232. Talks im Bock, der kaum 60 Gäste in den Bocksaal lockte, wollte ein Besucher vom Profi-Manager wissen, ob dieser Kult gewordene Imperativ noch immer Gültigkeit habe. Der Gast zögerte keine Sekunde, um mit einem entschlossenen “definitiv” blitzschnell zu bejahen. Das ist auch gut so, denn der Saisonstart ging für die Spatzen mit einem krachenden Fehlstart gründlich in die Hosen. Nach 5 Spieltagen ziert Ulm zusammen mit Braunscheig das Tabellenende. Mit nur einem einzigen Punkt aus dem 0:0 – Unentschieden in Paderborn gab es bislang Pleite auf Pleite. So dass die Frage immer drängender drückt: Wann, ja wann wird wohl endlich der berühmte Knoten platzen? Mit ungetrübtem Optimismus spekuliert der Wunder-Manager darauf, dass man sich dann in der Tabelle hochrappeln kann und das ersehnte Ziel des Klassenerhalts erreicht. Dort möchte man sich dauerhaft etablieren. Über einen weiteren Aufstieg ganz hinauf ins Oberhaus wie damals unter Rangnick verliert der erst 42-jährige Gast kein einziges Wort. Was Thiele im Bocksaal spricht, das hat Gewicht, denn hinter dem, was er sagt, steckt ein reichhaltiger Erfahrungsschatz. Vor seinem Engagement in der Münsterstadt an der Donau agierte er beim FC Hansa in der Hafenstadt Rostock. Zuvor verdiente er sich seine ersten Sporen in heimatlichen Gefilden beim VfR Aalen.

 

Nach dem Totalabsturz durch drei Insolvenzen scheint der jetzt wieder zweitklassige Traditionsverein jetzt wieder rundherum und durch und durch runderneuert. Ob die Region Donau/Ostalb, die alles andere ist als ein Ballungsraum wie an Rhein und Ruhr ist, auf  Dauer zwei Proficlubs vertragen wird, bleibt abzuwarten. Schließlich gibt es außer dem nur 20 Kilometer entfernten FC Heidenheim auch noch den FC Augsburg, der nach 15 Jahren Zugehörigkeit im Oberhaus eine dort fest etablierte Größe darstellt. Das 100 Jahre alte Donaustadion, das nur noch ein zugelassenes Fassungsvermögen 17.400 Zuschauer aufweist, ist nicht mehr zeitgemäß. Die Infrastruktur, zum Beispiel Toiletten und andere sanitäre Anlagen, kann keine größeren Zuschauerzahlen verkraften. So zeichnet sich ab, dass auf lange Sicht eine neue Arena errichtet werden muss. Stadt und Verein  müssen unbedingt an einem Strang ziehen, um die immensen Kosten verkraften zu können. Entsprechende Gespräche sind bereis im Gange. Was die Clubfinanzen betrifft, verbreitet Thiele echten Optimismus. 2021 hatte der Club 3,5 Millionen Euro Jahresetat. Dieser Etat ist inzwischen auf 25 Millionen angewachsen, wobei das Sponsoring ganz extrem auf 8 Millionen gestiegen ist. Im Stadion überwiegen die bei Schlechtwetter unwirtlichen Stehplätze, für die 17 Euro zu berappen sind. Mit Blick auf weniger zahlungsktäftige Fans sind sie jedoch unverzichtbar.

 

Die Saalspende beträgt 820 Euro. Sie sollen einer Familie auf die Beine helfen, deren Familienvater auf dem Fußballplatz sein Leben velor.