07. Juni 2020

Ärgerliche Heiligsprechung Söders

Als der Kabarettist und Musiker, der Ex-Biermösl Blosn Hans Well (67) im Dezember 2015 dem TiB seine Aufwartung machte, war jedermann sofort klar, dass er vorzugsweise die bayerische staatstragende Partei der CSU mit all ihren großkopferten Granden als sein persönliches Feindbild im Visier hat, um sie nach allen Regeln der Kunst so kräftig es geht durch den Kakao zu ziehen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Allgäuer Zeitung brachte jetzt unter dem Titel "Die Heiligsprechung Söders ist ärgerlich" ein umfangreiches Interview mit ihm. Schwerpunktmäßig äußert er sich darin über das "Vorsichhinsinnlosen", über Superbayern und über gefährlichen Schwachsinn.

 

"Vorsichhinsinnlosen" erklärt er so, dass durch Corona der Sinn abhanden gekommen ist, nämlich auf der Bühne stehen zu können und die Leute gut zu unterhalten. Um die fehlenden Auftritte wenigstens ein bisschen zu kompensieren, probe man dann halt an den ausgefallenen Terminen. Sein Musikkabarett versteht er nicht als Job, sondern als echte Berufung.

 

Gefragt, wer die Erbsünde begangen habe, dass die Seuche Covid-19 so massiv in Bayern auftrat, antwortet Well: "In den USA heißt es: America first. In Bayern habe die CSU immer damit geworben, dass Bayern spitze ist. Man könne feststellen, dass das Auftreten von Söder, der sich als Retter geriert, machmal schon in eklatantem Widerspruch zum real Geleisteten steht. Bayern wäre nicht Corona-Spitzenreiter, wenn man die Starkbierfeste und den Fasching rechtzeitig abgesagt hätte. Und so schlimm Corona auch sein mag - es ist ein Klacks zu dem, was uns mit dem Klimawandel und der Erderhitzung bevorsteht. Er wünscht sich, dass die Politik mehr auf Wissenschaftler hört. Denn irgendwann gibt es einen Impfstoff gegen Corona, aber der Klimawandel wird irreversibel. "Ich habe heuer im Frühjahr 500 Bäumchen gepflanzt, die sind mir unterm Gießen verdorrt".

 

Was ihn an den ganzen Corona-Einschränkungen am meisten gestört habe? - Die Heiligsprechung Söders als quasi alleinigen Corona-Bezwinger und Superbayer, das sei wirklich ärgerlich. Dass Söder vielleicht Merkel als Kanzler beerbt, hält er durchaus für möglich. Er sei nämlich ehrgeizig und fühle sich als Enkel von Franz-Josef Strauß und Edmund Stoiber. "Wenn er das schaffen würde, was den beiden nicht gelungen ist, wäre das für ihn schon die Krönung, ja die Vollendung bayerischer Geschichte".