10. Januar 2023

Wie geht es mit documenta weiter?

Zu Beginn des Jahres war in der Presse zu lesen, dass gut drei Monate nach ihrem Ende die Schau documenta fifteen in Kassel auf dem Prüfstand steht. Der Bund will nur noch Geld geben, wenn er auch inhaltlich mitreden kann. In Kassel sollte sich zuletzt 100 Tage lang alles um Kunst drehen. Stattdessen wurde die neben der Biennale in Venedig bedeutendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst wegen immer neuen Antisemitismus-Vorwürfen zum Politikum. Somit stehen die Strukturen der Schau auf dem Prüfstand. Kurz nach Eröffnung der Schau Mitte Juni wurde eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt, weshalb sie abgehängt wurde. Später lösten weitere Werke scharfe Kritik und Forderungen nach einem Abbruch der Ausstellung aus.

 

Die Vorwürfe brachten u.a. unseren TiB-Gast von 2009, die jetzige grüne Kulturstaatsministerin Claudia Roth, in Bedrängnis. Als Reaktion beriefen die Gesellschafter der documenta, die Stadt Kassel und das Land Hessen, ein Expertengremium zur Aufarbeitung.  Dessen Abschlussbericht wird für Anfang des angebrochenen neuen Jahres erwartet.

 

Was Roth betrifft, hatte sie künftig mehr Einfluss des Bundes auf die Ausstellung gefordert. Sie drohte damit, andernfalls den Geldhahn zuzudrehen. Aufsichtsratsvorsitzender Geselle ging daraufhin offen auf Konfrontationskurs zu Roth und kündigte an, die Stadt Kassel werde im Zweifel die Ausstellung allein finanzieren. Das hat an Roths Position nichts geändert. Ihr Standpunkt: "Eine weitere finanzielle Beteiligung des Bundes bedingt auch eine inhaltliche. Es muss dann auch eine Form der Mitsprachemöglichkeit geben. Wir sind gerade dabei, das zu klären".