Mit der kürzlichen Bekanntgabe seiner Absicht, den noch amtierenden baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann zu beerben und dessen politische Nachfolge anzutreten, erinnert der Jubiläumsgast des 200. Talks im Bock im Jahr 2019, der grüne Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (58), an Horst Schlämmers Film "Isch kandidiere". Der 1965 in Bad Urach geborene anatolische Schwabe gilt zweifellos als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge des konservativen Grünen Kretschmann, jedoch ist anzunehmen, dass auf Grund der Ausgangslage sein Weg dorthin keineswegs ein einfacher sein wird.
Zweifel daran, dass er mit fremdländischem Namen vielleicht doch nicht der Richtige als Landesvater sein könnte, will der Cem gar nicht erst aufkommen lassen. In einem Brief an die Wählerschaft schreibt er: "Mein Name ist Cem Özdemir. Ich bin in Bad Urach, am Fuß der Schwäbischen Alb, geboren und aufgewachsen. Unser Land hat meine Werte, meine Überzeugungen und meine Sicht auf's Leben geprägt." So stellt er sich offiziell als grüner Spitzenkandidat für die Wahl im Ländle im Frühjahr 2026 vor.
Aus der Sicht vieler Grüner sprechen drei Gründe für den jetzt noch 58-Jährigen: Er ist bekannt, er hat lange politische Erfahrung und er gehört wie Kretschmann zum Realo-Flügel seiner Partei. Wie "realo" er ist, hat er in den vergangenen Wochen immer wieder bewiesen. In einem Gastbeitrag für die FAZ klagte er jüngst über die Gewaltbereitschaft und das patriarchale Gebaren muslimischer Zuwanderer. Özdemir nennt Kretschmann einen Freund: "Dabei bedeutet es mir viel, dass Winfried Kretschmann meine Entscheidung aus vollem Herzen unterstützt. Und Winfried kennt mich lange und gut".