02. Oktober 2023

Roderich Kiesewetter

Bundestagsabgeordneter, Offizier, Sicherheitsexperte

Der Hardliner

Warum Russland verlieren muss

Noch nie hat Roderich Kiesewetter so viel Zuspruch bekommen wie für seinen Putin-Kurs – aber auch radikale Ablehnung schlägt ihm entgegen. Roderich Kiesewetter, geboren 1963 in Pfullendorf, ist Obmann für Außenpolitik der Unionsfraktion im Bundestag und Mitglied im Auswärtigen Ausschuss. Er sagte kürzlich: "Russland muss lernen zu verlieren, indem es seine kolonialen und imperialen Ansprüche aufgibt". Von Beginn des russischen Angriffskrieges an vertritt er eine harte Linie: Mehr Sanktionen, mehr Waffen, null Toleranz gegenüber Putins Imperialismus. „Vor einem Scheitern des russischen Machthabers Putin sollte man keine Angst haben. Es kann nur besser werden in Russland", ist Kiesewetter überzeugt. „Anstatt eines ‚as long as it takes‘ wäre ein ‚as much as possible, as soon as possible‘ sinnvoller” ist eine seiner Kernaussagen zum Thema Unterstützung durch den Westen. Daneben gelte es, Schlupflöcher bei den Sanktionen zu stopfen und auch die Sanktionierung russischer Propagandisten im Ausland zu intensivieren. Als Sicherheitsgarantie hält er eine klare Perspektive für den Beitritt der Ukraine zur NATO für unbedingt erforderlich.  Kiesewetter war bereits in seiner Jugend politisch aktiv, 1979 trat er in die Junge Union ein.  Er ging nach dem Abitur zur Bundeswehr, studierte dort in München und Austin Wirtschaftswissenschaften, hatte verschiedene Einsätze im Ausland, war oft in Afghanistan, zuletzt im Nato-Hauptquartier in Brüssel und Mons tätig. 27 Jahre lang arbeitete er als Offizier, erst mit der Wahl in den Bundestag schied er aus der Truppe aus. „Oberst a. D.“ steht jetzt als Berufsbezeichnung im Abgeordnetenhandbuch. 2009 war er als Quereinsteiger als Direktkandidat im Wahlkreis Aalen-Heidenheim gewählt worden. Seit April 2014 ist er Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Auswärtigen Ausschuss; seit November 2018 Vorsitzender des 8. und 9. Beirates der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS); von November 2020 bis März 2022 Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums; seit März 2022 dann stellvertretender  Vorsitzender dieses Gremiums. Er ist Sprecher für Krisenprävention der CDU/CSU-Fraktion. Seit dem Einmarsch von Putins Armee in die Ukraine gehört er zu den bekanntesten Abgeordneten im Bundestag. Als Sicherheitsexperte und profunder Kenner der Bundeswehr ist er Gast in Talksendungen von Maybrit Illner, Hart aber fair, über Anne Will bis Markus Lanz. Er ist seit vielen Jahren Vegetarier. Und er schreibt Gedichte. Die Stuttgarter Zeitung bezeichnete ihn einmal als „Beinharter CDU-Obmann mit poetischer Ader“. Das Gespräch mit Roderich Kiesewetter führte Nina Poelchau am Montag, 2. Oktober 2023.