Sängerin, früher magersüchtig
Vom Kampf gegen die Essstörung
Manchmal hat sie währernd eines ganzen Tages nur ein Magerjoghurt und einen halben Apfel gegessen. Oft ließ sie zu Hause beim Essen die Mahlzeit unter dem Tisch verschwinden: 43 Kilo brachte Deborah Rosenkranz, heute 28 Jahre alt, als 17jährige noch auf die Waage – und das bei 1,70 m Größe! Die Krankheit hatte sie voll im Griff. Schlank zu sein, eine Modelfigur zu bekommen, begehrt zu sein und für ihr Aussehen geliebt zu werden, das trieb Deborah damals an. Zu hungern hatte sie begonnen, weil sie ihrem Schwarm gefallen wollte. Der hatte sie beim Handball erlebt und sich gewundert, wie jemand „mit soviel Fett so schnell rennen“ kann. 76 Kilo schwer war sie, als sie dieser Satz wie ein Keulenschlag traf. Deborah wollte fortan nicht mehr dick sein, sondern attraktiv. Sie wollte sein wie jene Klassenkameradin, hinter der alle Jungen her waren. Sie wollte anders sein, als sie war. Damit begann ihr vierjähriger Leidensweg. Essen wurde ihr zum Graus, der Körper wurde dünner und anfälliger, die Haare fielen aus, sie fror ständig, die Periode blieb weg. Und um dem Ganzen noch die Spitze aufzusetzen, entwickelte sich aus der Magersucht auch noch Bulimie: Was immer Deborah auch aß, sie brach viel davon wieder aus. Ihr Körper sollte und wollte keine Nahrung aufnehmen.
Ihre gläubigen Eltern sahen diese Entwicklung natürlich mit großer Sorge, hatten allerdings lange Zeit keine Chance, positiv auf die Tochter einzuwirken. Erst eine Botschaft bei einem Jugendgottesdienst legte bei Deborah den Schalter um. Sie hörte, dass sie nicht perfekt sein, nicht perfekt aussehen müsse, um geliebt zu werden. Und sie begann langsam aber sicher, sich zu akzeptieren, wie der Herrgott sie geschaffen hatte. Über diese Zeit hat sie ein Buch geschrieben: „So schwer, sich leicht zu fühlen“ (adeo-Verlag).
Wer Deborah Rosenkranz heute sieht, entdeckt an ihr keinerlei Spuren dieser schrecklichen Vergangenheit. Eine attraktive Frau mit langen, blonden Haaren, makellosen Zähnen und strahlenden Augen ist sie heute – und auf dem besten Weg, Karriere als Sängerin zu machen. In den USA ist bereits ein Album von ihr erschienen, in Deutschland wird im Frühjahr 2012 ihre erste deutschsprachige CD auf den Markt kommen. In der Zwischenzeit singt sie mit ihrer Band bei kleineren und größeren Veranstaltungen, tritt gelegentlich im Fernsehen auf, arbeitet mit Musikern der Söhne Mannheims an neuen Titeln und hofft auf den ganz großen Durchbruch. Cliff Richard jedenfalls, die britische Pop-Legende, hat ihr Charisma und Können bescheinigt – das kommt einem Ritterschlag gleich.
Vor dem Start in die Gesangskarriere war Deborah Rosenkranz übrigens Stewardess. Dabei hat sie sich erste Prominenz erworben, weil sie die Flugäste stets mit Gospels oder Pop-Titeln unterhielt. Als „singende Stewardess“ wurde sie u.a. von Stefan Raab in seine Sendung geladen. Aber das ist wiederum eine ganz andere Geschichte…
Über die Achterbahn ihres Lebens und wie sie ohne Therapie den Weg aus der Magersucht gefunden hat, welche Hoffnungen sie Betroffenen oder deren Umfeld machen kann, über die Zeit als Stewardess und über ihren heutigen Job als Sängerin hat Deborah Rosenkranz im Bocksaal berichtet. Und: Sie hat auch gesungen.
Mehr Infos: www.deborah-rosenkranz.com