Journalist und Buch-Autor
Vor 25 Jahren: ein rätselhafter Tod
Der Tag, an dem Sebastian Knauer, damals 38 Jahre alt und Reporter beim „Stern“, die Leiche von Uwe Barschel fand, war der 11. Oktober 1987. Barschel lag im Wasser einer Badewanne des Genfer Hotels Beau Rivage, in weißem Oberhemd mit Schlips und Hose. Der Kopf war leicht nach rechts in Richtung Wannenrand abgeknickt und lag auf einem zusammengeknüllten Handtuch. Knauer hatte die unverschlossene Tür zu Barschels Zimmer 317 geöffnet. Er wollte mit ihm über die neuen angeblichen Beweise sprechen, die nach seine Ankündigungen gegenüber Vertrauten seine Unschuld in der „Waterkantaffäre“ belegen sollten. Der eine Woche zuvor aus Kiel zu einem unbekannten Urlaubsort gereiste schleswig-holsteinische Ministerpräsident a. D. hatte angeblich mit schmutzigen Tricks den Landtagswahlkampf gegen seinen SPD-Kontrahenten Björn Engholm geführt. Durch Aussagen seines Referenten Reiner Pfeiffer war Barschel schwer belastet worden. Er hatte daraufhin im September die Wahl klar verloren. Die Pressekonferenz, auf der er mit seinem Ehrenwort seine Unschuld untermauern wollte, wurde zum Desaster. Nun suchte Barschel nach Entlastung. Sein Ziel war es, sich in Genf mit einem Informanten namens „Ro(h)loff“ zu treffen. Der wollte ihn angeblich über Pfeifers Manipulationen aufklären, wovon sich Barschel Entlastung erhoffte. Ob diese Person tatsächlich exestiert und ob er diesen Mann tatsächlich getroffen hat, ist bis heute unklar. Klar ist nur: Barschel ist tot – ob durch eigene Hand gestorben oder ermordet, dieser Streit schwelt bis heute.
Sebastian Knauer, seit 1988 beim „Spiegel“, hat dieser Fall über zwei Jahrzehnte beschäftigt. Er hat Unterlagen gesichtet, Zeugen befragt, Recherchen angestellt, Material gesammelt. Die Ergebnisse sind in dem Buch „Barschel – die Akte. Originaldokumente eines ungelösten Kriminalfalls“ gebündelt, das Knauer 2009 herausgegeben hat.
Welches Bild sich daraus ergibt, wie er Verschwörungstheorien über das Eingreifen des Mossad, der Stasi oder des iranischen Geheimdienstes gegen den Geheimnisträger Barschel bewertet (dessen Doppelleben erst nach und nach bekannt wurde) und wie er den Versuch des früheren Lübecker Staatsanwaltes Wille beurteilt, den Fall jetzt noch einmal aufzurollen, dazu u.a. hat Sebastian Knauer drei Tage vor dem 25. Todestag Uwe Barschels beim TiB Stellung bezogen. – Musik: Just Friends; Eintritt frei; mehr Infos: www.siebenhaar-verlag.de.
Weitere Bücher von Sebastian Knauer: Kein schöner Land (zusammen mit Emanuel Eckardt); Lieben wir die USA?; Bitte nicht stören; Bitte nicht hinauslehnen; Erich lebt; Die Recherche; Tödliche Kantaten.