10. Januar 2011

Lutz Pfannenstiel

Welttorwart + Umweltschützer

A wuida Hund!

Kicken, Koma, Knast und Klimakampf

In Zwiesel, seiner niederbayerischen Heimat, gilt er als „A wuida Hund!“ – als ein etwas Verrückter, der „Welttorwart“ Lutz Pfannenstiel (37). Er hat auf allen Kontinenten in diversen Klubs gespielt, mal kürzer, mal länger.
Dass einer mit 18 Jahren ein Angebot, sich bei den Amateuren des FC Bayern München ins Tor zu stellen, ablehnt, ist – besieht man sich die Amateurabteilung des Rekordmeisters und die Schwierigkeiten, von eben dieser in den Edelkader der Profis zu gelangen – nachvollziehbar. Dass das Nachwuchstalent, immerhin Torwart der DFB-U-17-Nationalelf, dann aber den Koffer packt und in Penang im fernen Malaysia anheuert, ist alles andere als naheliegend. Lutz Pfannenstiel tat genau dies. Und er packte in sein Fußballleben die gut zehnfache Menge der herkömmlichen Portion Abenteuer hinein. Man kann sie trefflich unter die Überschrift „Kicken, Koma, Knast und (neuerdings) Kampf für das Klima“ stellen. Pfannenstiel hat wahrlich eine Menge erlebt in aller Herren Länder. Er hat es in seinem Buch „Unhaltbar – Meine Abenteuer als Welttorhüter“ (rororo) festgehalten. Vor allem die Gefängnisstrafe in Singapur und der klinische Tod auf dem englischen Fußballplatz haben ihn entscheidend geprägt. Wobei die Affäre in Singapur alle Bestandteile einer Intrige in sich trägt. Pfannenstiel war 1999 wegen angeblichen Sportwettenbetrugs verhaftet und zu dreieinhalb Monaten Haft verurteilt worden. Der Buchmacher, sein Hauptbelastungszeuge, war eine mehr als schillernde Gestalt. In den drei Partien, die Pfannenstiel manipuliert haben sollte, spielte sein Team einmal Remis und gewann zwei Mal. Anklage: „Er habe auffallend gut gehalten.“ Kommentar überflüssig.
Lutz Pfannenstiel hat das Schreckensszenario Singapur ebenso überstanden wie sein Nahtod-Erlebnis nach einem Zusammenprall auf einem Fußballfeld in England. Doch er ist seitdem ein anderer geworden, bewusster, besonnener, weshalb sich der ehemalige Globetrotter nun den globalen Problemen zuwendet . Mit seinem Projekt „Global Goal“ will er mit besonderen Spielen an besonderen Orten auf die Gefahren des Klimawandels aufmerksam machen.
Wo diese besonderen Orte liegen, wer mit ihm gemeinsam dieses Projekt voran treibt, wie er jüngst bei der Flutkatastrophe in Pakistan geholfen hat und was die schönsten und die schlimmsten Erlebnisse in seiner langen Kick-Karriere waren, darüber hat Lutz Pfannenstiel im Bocksaal berichtet.