18. Juni 2012

Andrea Nahles

SPD-Generalsekretärin

Bedingt kampfbereit

Über den Spaß an der Kontroverse

„Sie weiß, wie die Partei tickt“, hat der STERN über Andrea Nahles (41) geschrieben. „Sie hat Genossen zur Macht verholfen und Parteichefs gestürzt“. Das Porträt ist überschrieben mit „Der letzte Mann des SPD“. Die Geschichte stammt aus dem Jahr 2007. Mittlerweile darf man wohl davon ausgehen, dass die Herren Steinbrück, Steinmeier und Gabriel über die Beschreibung vom „letzten Mann der SPD“ nicht besonders angetan wären. Geschenkt! Andrea Nahles hat in ihrer Partei immerhin schon so manche Achterbahnfahrt durchgestanden. Da war der Rücktritt des damaligen Vorsitzenden Franz Müntefering, der partout seinen Vertrauten Kajo Wasserhövel als Generalsekretär durchsetzen wollte. Nahles hielt im Parteivorstand dagegen – und machte dann doch einen Rückzieher, nachdem sie, als „Königsmörderin“ diffamiert, den beliebten Parteichef mit ihrer Hartnäckigkeit in Pension geschickt hatte.
Das mit der Generalsekretärin hat, wie allgemein bekannt, ein paar Jahre später dann doch noch geklappt. Im November 2009, nach dem Wahldebakel der SPD, übernahm sie dieses Amt von Hubertus Heil. Sie ist damit dort gelandet, wo sie ihre Vorliebe für politische Kontroversen bestens ausleben kann. Es liegt schon in der Natur ihrer Funktion, dass sie austeilen und einstecken muss. Und wer sie mal gemeinsam mit ihrem CSU-Kollegen Dobrindt in einer Diskussionsrunde erlebt hat, der bekommt hautnah mit, wie es ist, wenn die Fetzen fliegen. Andrea Nahles ist dabei ständig auf dem Sprung und allzeit kampfbereit und provoziert gern, wenn die Situation es erfordert. So rieb sie der Regierungskoalition nach der Nominierung von Joachim Gauck zum Wulff-Nachfolger noch am gleichen Abend genüsslich unter die Nase, diese Lösung hätte Frau Merkel  ja zwei Jahre zuvor auch schon mit weit weniger Aufwand haben können.
Gelegentlich allerdings ist Andrea Nahles zu schnell, wenn es um plakative Aussagen geht. Als sie für den Fall von Christian Wulffs Rücktritt frühzeitig Neuwahlen gefodert, wurde sie – wie schon häufiger - von ihrem Parteivorsitzenden Siegmar Gabriel zurückgepiffen. Ihr lakonischer Kommentar: „Das ist nicht gut gelaufen; das wäre kein erster Platz Im Synchronschwimmen geworden.“
„Frau, gläubig, links“ heißt das Buch (Pattloch-Verlag), mit dem Andrea Nahles vor zwei Jahren für einiges Aufsehen gesorgt hat. Dass sie eine überzeugte Katholikin ist, hat bis dahin kaum jemand gewusst. Entsprechend wichtig ist ihr das soziale Engagement auf vielerlei Ebenen.
Wie der Glauben ihr Weltbild geprägt hat, warum sie so sehr an ihrer Heimat in der Eifel hängt, wie sie ihre politischen Aufgaben mit der Erziehung ihrer anderthalbjährigen Tochter in Einklang bringt und wie sie mit den großer Drei der SPD – Steinmeier, Steinbrück, Gabriel – zurecht kommt und wen sie als Kanzlerkandidaten bevorzugen würde, über all das hat Andrea Nahles beim TiB gesprochen.


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