27. April 2009

Dr. Günther Beckstein

Abgeordneter, Bayerischer Landtag

Der MPr a. D.

Aufstieg und Fall: eine Polit-Karriere

Wenn man ein Schreiben bekommt vom Sekretariat des MdL Dr. Günther Beckstein (65), dann heißt es im Absender: "Büro MPr a.D. Dr. Günther Beckstein, Bayerische Staatskanzlei; Franz-Josef-Strauß-Ring 5 - 80539 München". Das also ist noch geblieben von einem Jahr als bayerischer Regierungs-Chef - der Zusatz "Bayerische Staatskanzlei", für zwei Jahre noch. Dann hat Beckstein keinen Body Guard und keinen Fahrer mehr, dann bleiben ihm nur das MPr a.D. und das Mandat als einfacher Abgeordneter.Genau ein Jahr und 18 Tage hat Beckstein in Bayern das Sagen gehabt, als ihn das für CSU-Verhältnisse desaströse Landtagswahlergebnis von 43,4 Prozent vom MP-Stuhl fegte, gemeinsam mit dem Parteivorsitzenden, Finanzminister Huber. Sie mussten Horst Seehofer Platz machen, der die CSU wieder zu 50-Prozent-plus-X führen soll.Beckstein und Huber hatten 12 Monate zuvor ihre Ämter angetreten, nachdem der bis dahin regierende und dann bei Parteimitgliedern und Bevölkerung immer unbeliebter werdende Ministerpräsident Edmund Stoiber seinen Abschied vom Amt für den Herbst 2007 angekündigt hatte. Vorausgegangen war eine Art kleiner Revolte in der CSU, angeführt von der damaligen Fürther Landrätin Gabriele Pauli. Sie leitete das Ende der Ära Stoiber ein.Als dessen mehr oder minder erzwungene Demission endgültig war, einigen sich Beckstein und Huber darauf, zukünftig als Doppelspitze amtieren zu wollen. Dass gerade Beckstein ins Amt des Ministerpräsidenten gehievt wurde, war insofern ungewöhnlich, als mit ihm zum einen ein Franke diesen Posten einnahm, er zum anderen auch noch evangelisch ist - geradezu revolutionär für bayerische Verhältnisse. Dass aber die Regierungszeit des langjährigen Innenministers Beckstein als Ministerpräsident dann doch relativ schnell beendet war, lag zum Teil noch an höchst umstrittenen Entscheidungen, die noch unter Edmund Stoiber gefällt worden waren - z.B. die Gebietsreform und die Einführung des achtklassigen Gymnasiums. Hinzu kamen die Skandale um die Bayerische Landesbank, das Rauchverbot in Kneipen, das die Regierenden enorm viel an Sympathie und Stimmen kostete, und persönliche Ausrutscher Becksteins. Kurz vor der Wahl relativierte er die Gefahren von Alkoholkonsum für Autofahrer, bekam jede Menge Ärger und versuchte mit einem halblebigen Rückzieher zu retten, was nicht mehr zu retten war. Die Quittung für den zuvor hoch gelobten und geschätzten Innenpolitiker kam prompt mit dem Wahlzettel. Sein Vorgänger Stoiber setzte anschließend hinter den Kulissen alles in Bewegung, um Beckstein zu demontieren und Huber gleich mit.Wie der gescheiterte Ministerpräsident heute seine Amtszeit und seine Karriere beurteilt, wie er Stoibers Rolle sieht, wie er die Zukunft der CSU unter Horst Seehofer einschätzt, wie er seine eigene plant und gestaltet und wie es, seiner Meinung nach, um Anstand und Moral in der (bayerischen) Politik und in seiner christlichen Partei bestellt ist, dazu hat er beim "Talk im Bock" Stellung bezogen - zu Politischem und auch zu Menschlich-Allzumenschlichem.