02. November 2009

Harald Jäger

Ex-DDR-Grenzoffizier

Der Mut des Maueröffners

20 Jahre nach dem 9. November 1989

Berlin, am Abend des 9. November 1989: Harald Jäger, Oberstleutnant der Staatssicherheit, lässt den Schlagbaum am Grenzübergang Bornholmer Straße öffnen – entgegen dem ausdrücklichen Befehl seiner Vorgesetzten. Wenige Minuten später geht die Nachricht um die Welt: »Die Mauer ist  gefallen!«
Harald Jäger kann nicht ahnen, welch bedeutende Rolle ihm einmal zufallen wird, als er sich 1961 freiwillig zum dreijährigen Dienst bei der DDR-Grenzpolizei meldet. Aus einem kommunistischen Elternhaus stammend, lässt er sich vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) anwerben, durchläuft die Kaderschmieden der SED und die geheime Hochschule des MfS, arbeitet als Fahndungsoffizier und spezialisiert sich in der Terrorabwehr – eine DDR-Musterkarriere. Welche Erfahrungen führen dazu, dass ausgerechnet Harald Jäger das Ende seines Staates besiegelt? Welche dramatischen Szenen spielen sich in der Nacht des 9. November hinter den Kulissen jenes Berliner Grenzübergangs ab, ehe er den Befehl verweigert und auf eigene Faust den Schlagbaum öffnet?
Dabei war er schon direkt involviert gewesen, als am 13. August 1961 die Mauer hochgezogen worden war – als blutjunger Soldat der Grenztruppen. Eine Geschichte, fast wie für Hollywood erfunden: Der Mauer(mit)bauer als später Maueröffner! Der Kreis hat sich für Harald Jäger genau 28 Jahre und vier Monate nach dem Mauerbau auf überraschende Art und Weise geschlossen.
Im Buch „Der Mann, der die Mauer öffnete“ (Heyne-Verlag) hat Gerhard Haase-Hindenberg nach  intensiven Gesprächen mit Jäger den Schlüssel zum Verständnis von dessen mutigen Schritt zutage gefördert. Jäger erzählt von seinen Erlebnissen als Grenzpolizist und später als Oberstleutnant einer Passkontrolleinheit, und er offenbart  skandalöse Interna aus der Arbeit des MfS. Mutig und offen geht Jäger dabei nicht nur mit dem Überwachungssystem der Staatssicherheit, sondern auch mit der eigenen Person ins Gericht.
Eine Woche, bevor sich der 20. November 1989 zum 20. Mal jährt, hat Harald Jäger die Tage, die die Welt bewegten, aus seinem Erleben geschildert; seine innere Kämpfe, seine Unsicherheit, sein Schwanken zwischen sozialistischer Pflichterfüllung und der Einsicht, dass er die Grenze öffnen muss, will er eine Katastrophe an der Bornholmer Strasse verhindern.