24. November 2014

Rainer Eppelmann

Aktivist, Pfarrer, Politiker

Der Staat ist tot, der Staatsfeind lebt

Erinnerungen eines Unbeugsamen an die DDR

Wolf Biermann wettert im Bundestag gegen Die Linke und die Talkshows sind voller Erinnerungen an den großen Tag, an dem die Mauer fiel. Selbst noch ganz ergriffen von den Feierlichkeiten rund um den 9. November und besorgt über die Lage im europäischen Osten kommt Rainer Eppelmann, Bürgerrechtler, Pfarrer, Mitglied im letzten Kabinett der DDR und langjähriger Bundestagsabgeordneter, zum 159. Talk im Bock nach Leutkirch.
Rainer Eppelmann ist der fleischgewordene Widerstand gegen das DDR-Regime. Zudem war er – vor und nach der Wende – stets ein Kämpfer für Frieden und Abrüstung. Der waschechte Berliner mit dem herrlichen Hauptstadt-Dialekt bewies in seinem Leben stets einen Sinn für „richtig“ und „falsch“ und hat seinen Weg des zivilen Ungehorsams auch nach dem Mauerbau, trotz der DDR-Propaganda-Maschinerie und vielleicht gerade wegen seiner Verfolgung durch die Staatssicherheit nie verlassen. Nach der Wende war der aus einfachen Verhältnissen stammende Pfarrer Minister im letzten Kabinett der DDR unter Lothar de Maizière, von 1990 bis 2005 saß er für die CDU im Deutschen Bundestag. Er ist noch immer ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung für die Aufarbeitung der SED-Diktatur und kümmert sich unter anderem darum, dass das Unrecht, das in der DDR geschah, nicht weichgespült oder gar vergessen wird.
Schon in seiner Jugend hat der gelernte Dachdecker und Maurer Rückrat bewiesen: Weil Rainer Eppelmann 1966 den Wehrdienst an der Waffe sowie den Fahneneid  verweigerte, steckten ihn die SED-Schergen acht Monate lang hinter Gitter. Seinem Unmut über die Deutsche Demokratische Republik machte er in der Folge als evangelischer Pfarrer Luft – und das nicht erst 1989, als das Volk auf die Straße ging, sondern schon viel früher: 1974-89 war Eppelmann Hilfsprediger bzw. Pfarrer in der Berliner Samaritergemeinde, zugleich war er Kreis-Jugendpfarrer in Berlin-Friedrichshain. Dort organisierte er auch innerhalb der Kirche umstrittene Bluesmessen, die ihn berühmt machten. 1982 schrieb er gemeinsam mit Robert Havemann den Berliner Appell „Frieden schaffen ohne Waffen“. Außerdem unterstützte er zahlreiche Aktivitäten kirchlicher Friedens- und Menschenrechtsgruppen.
Was ihn dazu bewegt hat, Zeit seines Lebens lieber in Ungnade zu fallen, als sich einem Regime anzupassen, das gegen seine Werte verstieß, und wie er ganz persönlich den 9. November 1989 und 2014 erlebt hat, darüber hat Rainer Eppelmann am 24. November beim Talk im Bock in der Leutkircher Festhalle gesprochen.