15. Januar 2007

Gabriele Pauli

Landrätin, Fürth

Die CSU-Rebellin

Wie Stoiber zum Lieblingsgegner wurde

Sie hat die Schlagzeilen über die CSU in den vergangenen Wochen beherrscht: die Fürther Landrätin Gabriele Pauli (49). Zunächst wurde sie noch für die Forderung belächelt, Edmund Stoiber, ihren eigenen CSU-Vorsitzenden, vor der nächsten Landtagswahl 2008 aufs politische Altenteil zu schicken. Doch dann bekam ihr Vorpreschen durch die sogenannte "Spitzelaffäre" eine eigene Dynamik. Stoibers Büroleiter Höhenberger hatte in Paulis Bekanntenkreis geschnüffelt, um Schwachstellen im Privatleben der unbequemen Kritikerin zu finden. Und die Landrätin hatte das öffentlich gemacht. Nun kämpft sie dafür, den nächsten CSU-Spitzenkandidaten per Mitgliederbefragung ermitteln zu lassen. Die CSU-Landtagsfraktion, die sich ab Montag in Kreuth zu ihrer traditionellen Winterklausur trifft, wird sich wohl oder übel mit Pauli und deren Forderungen auseinandersetzen müssen; zur gleichen Zeit sitzt "die schöne Landrätin" (SPIEGEL) beim "Talk im Bock" in Leutkirch.Keine gute Figur hatte der bayerische Ministerpräsident abgegeben, als ihm Gabriele Pauli während einer Vorstandssitzung vorgeworfen hatte, sie bespitzeln zu lassen. "So wichtig sind Sie nicht!", soll er sie darauf hin abgekanzelt haben. In der Zwischenzeit scheint sie freilich erheblich an innerparteilichem Gewicht gewonnen zu haben. Die Forderung nach einer Mitgliederbefragung wird unverhohlen von großen Teilen der Parteimitglieder unterstützt; die Umfragewerte für CSU und Stoiber befinden in den vergangenen Wochen beständig im Sinkflug. Die Ankündigung von Fraktions- und Parteispitze, Stoiber schon in Kürze vorzeitig zum Ministerpräsidenten-Kandidaten für 2008 auszurufen, trifft auf erheblichem Widerstand an der Basis. Landtagspräsident Glück (CSU), ein langjähriger Widersacher Stoibers, hat gerade erst klar gemacht, eine solche Aktion könne für die Partei nicht verbindlich sein.Es gärt also an allen Ecken und Kanten bei den Christsozialen.Dennoch ist die rothaarige Ducati-Pilotin aus Unterfranken bislang die einzige, die sich aus der Deckung traut. Sie macht aus ihrem Herzen keine Mördergrube und lässt sich vom Partei-Establishment nicht ruhig stellen, sondern wirft ihrem ungeliebten Partei-Vorsitzenden auch noch Macho-Gehabe vor. Derweilen bröckelt dessen Macht spürbar, doch seine potentiellen Nachfolger - Seehofer, Beckstein, Huber, Hermann - bleiben in der Deckung oder verstecken sich hinter halblebigen Solidaritätsbekundungen.Wie Gabriele Pauli, auch ohne dass es bisher einen Gegenkandidaten zu Stoiber gibt, die Mitgliederbefragung durchsetzen will; wie viel offene und heimliche Unterstützung sie bekommt; wie lange sie sich dieser Auseinandersetzung noch stellen will und wie sie mit ihrer plötzlichen Popularität umgeht, zu all dem hat sie, die promovierte Politologin, beim TiB am 15. Januar (20 Uhr) in der Leutkircher Festhalle Stellung genommen.