10. August 2009

Leutkircher Köpfe 2009

Reischmann, Groseker, Himmler, Celik

Geschichten aus dem Gäu

Total lokal und weiter weg

Vier Leutkircher mit interessanten Geschichten – sie werden wieder viele Zuschauer an den Gänselieslbrunnen treiben (bei Regen in der Mensa/Cubus), wo auch in diesem Jahr die einzige Open Air-Veranstaltung des „Talk im Bock“ stattfinden wird. Die Talk-Gäste diesmal:

Barbara Reischmann: Auf Litera-Tour. - In vielen Bestsellern findet man vorn auf der zweiten oder dritten Seite die Hersteller des jeweiligen Buches. Und häufig dabei die Zeile: “Satz: Satz für Satz, Leutkirch/Allgäu“. Hinter dieser kleinen Firma verbirgt sich Barbara Reischmann (56). Viele Prominente sind gewissermaßen durch ihre Hände gegangen: Hape Kerkeling zum Beispiel, dessen Besteller „Ich bin dann mal weg“ in Leutkirch gesetzt und in Form gebracht worden ist; Orhan Pamuk, der Nobelpreisträger; Roberto Saviano, spätestens seit „Gomorrha“ ein internationaler Star, der nach dieser Enttarnung des Camorra-Systems untertauchen musste. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen: Elke Heidenreich, Rafik Schami, Ana Gavalda und und und. Entstanden in Leutkirch. Satz für Satz.
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Reinhold Groseker: Spieler-Typ. – Ob es so etwas ein zweites Mal im deutschen Sport gibt: dass ein Handballspieler seit 35 Jahren (!) in der ersten Mannschaft aktiv ist?! Wahrscheinlich ist Reinhold Groseker ein Unikum. Bald wird er 52 Jahre alt sein, aber wenn es klemmt bei der TSG Leutkirch, dann streift er für die erste Mannschaft wieder das Trikot über und mischt kräftig mit. 17 war er, als er damals zum ersten Mal in der „Ersten“ ran durfte – mit Leutkircher Handball-Legenden wie Manfred Thierer, Charly Brendle und Uli Eckert. Mittlerweile hat er selbst schon einen legendären Ruf und ist Vorbild für die Jungen, nicht nur im Handball, sondern auch im Tennis. Er war xmal Klubmeister des TC Herlazhofen und auch Leutkircher Stadtmeister 40+. Er war achtmal Klubmeister des TC Herlazhofen und auch zweimal Leutkircher Stadtmeister 40+. Und für den TTC Urlau steht er heute wie vor dreißig Jahren noch regelmäßig an der Tischtennisplatte.
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Heiner Himmler: Sonnenkönig. – Wenn es um Solarenergie geht, dann gerät Heiner Himmler (67) in Schwärmen. Dann kann er mit Begeisterung dozieren, erklären, überzeugen. Als Vorsitzender des Leutkircher Tennisklubs hat er die Anlagen des Vereins energietechnisch ans die Kraft der Sonne gekoppelt. Die Solarwand am Rand der Kemptener Strasse vor den Freiluftplätzen – ästhetisch sicherlich nicht gerade ein Prunkstück – macht den Verein nicht nur von den Stromkonzernen unabhängig, sondern füllt auch die Vereinskasse. Noch imponierender der Coup, mit dem Himmler den Kauf der Tennishalle langfristig finanziert: Am ersten Tag, als der Verein die Halle in Besitz nahm, begannen die Solarzellen auf dem riesigen Dach der Anlage zu arbeiten. Mit jeder Sonnenstunde ist ein Teil mehr der Halle bezahlt, in zehn Jahren der gesamte Komplex – ein Lehrbeispiel mittlerweile für viele andere Vereine.
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Rahime Celik: Rap as rap can! – Sie ist zierlich, blond, hat schwarze Augen und macht einen durchaus zurückhaltenden Eindruck; doch wenn sie auf der Bühne steht, dann ist das eine schiere Explosion. Dann wird aus Rahime plötzlich Raheema, die Hip Hop-Queen. Das ist Musik, das sind kecke Texte, das ist Bewegung, das ist Show, wie das bei den Rappern eben so üblich ist. Raheema hat türkische Wurzeln, kam im Leutkircher Krankenhaus vor 28 Jahren zur Welt, spricht Schwäbisch und weitere fünf Sprachen und arbeitet – als Rahime, natürlich – im Bereich Sportmedizin an der Uni Klinik Ulm. Kongresse zu organisieren, ist zum Beispiel eine ihrer Aufgaben. Tagsüber. Abends dagegen entert sie die Bühnen in Klubs und Discotheken, und wenn sie demnächst beim TiB zu Gast ist, wird ihre erste CD auf dem Markt sein und ihr erstes Video - Startpunkt vielleicht für eine große internationale Karriere als Rap-Star.