Total lokal und ganz weit weg
Lena Stoffel, Michael Lindauer, Markus Vogelbacher
Hoch hinauf auf schneebedeckte Gipfel, hinunter in die Untiefen traumatisierter Kinderseelen und mitten hinein ins knallharte Film-Business geht es in diesem Jahr bei den „Leutkircher Köpfen“ im Rahmen des ALSO-Festivals. Auf der Bühne beim Talk im Bock vor dem Rathaus – bei schlechter Witterung in der Mensa am Schulzentrum – geben am 12. August die Extremsportlerin Lena Stoffel, der Leiter des Kinderheims St. Anna, Michael Lindauer, und der in Leutkirch aufgewachsene Münchner Filmproduzent Markus Vogelbacher Einblicke in ihren nicht alltäglichen Alltag.
Lena Stoffel: Nach dem Abbruch ihrer erfolgversprechenden Karriere als Ski-Rennfahrerin in den deutschen Top-Kadern wechselte die aus Gebrazhofen stammende Ausnahmesportlerin Lena Stoffel die Seiten und wurde professionelle Freeriderin mit dem Hang zu halsbrecherischen „Slope-Style“-Wettbewerben. Spätestens seit ihrem Auftritt im Aktuellen Sportstudio und ihren sehr reellen Chancen auf eine Olympia-Teilnahme 2014 in Sotschi ist die in Innsbruck lebende Studentin nicht nur dem eingefleischten Freerider ein Begriff. Was sie dazu bewegt, überall in der Welt von hohen Klippen aus in metertiefen Schnee zu springen, ob sie Angst vor Lawinen hat und warum sie auch nach ihrer zweiten Knieverletzung noch immer an eine Olympiateilnahme glaubt – das hat Lena Stoffel bei den „Leutkircher Köpfen“ erzählt.
Michael Lindauer: Zerrüttete Familien, Drogen, häusliche Gewalt – traumatisierte Kinderseelen sind für die Pädagogen und Verantwortlichen im Leutkircher Kinderheim St. Anna bitterer Alltag. Heimleiter Michael Lindauer hat das weit über die Grenzen der Stadt für die hohe pädagogische Qualität geschätzte Haus nach einer schweren Krise hochgepäppelt. Dank ihm und seinem Team ist St. Anna zu einem erstklassigen Zufluchtsort geworden – für Kinder, deren Kindheit erst im Heim möglich wird. Und für Schüler, die anderswo längst abgeschrieben waren. Tagtäglich setzt sich der bergbegeisterte und stets gut gelaunte Hobby-Musiker ein für die Not der Wehrlosen, die keiner mehr sieht, weil niemand sie sehen will. Wo hört für ihn das Mitgefühl auf und wo beginnt die Wut? Wie geht man mit Eltern um, von deren Fehlern man weiß? Und wie schafft man es, bei all dem Erlebten die Hoffnung zu bewahren?
Markus Vogelbacher: Ohne das Leutkircher Central-Theater hätte Markus Vogelbacher wohl einen anderen Weg eingeschlagen. Und er hätte nicht sein ganzes Taschengeld für Kinobesuche und das anschließende Eisessen ausgegeben. Heute ist der in Leutkirch aufgewachsene Wahl-Münchner wohl auch deshalb Geschäftsführer der Bavaria Film Partners GmbH und als solcher verantwortlich dafür, dass Geld und Kunst zusammenkommen. Eine Vorführung des von ihm produzierten, prämierten Kinderfilms „Die Schatzritter“ fand vergangenen Herbst in Leutkirch statt, noch heute kommt der international tätige Filmproduzent regelmäßig und gerne in seine Heimatstadt, „um den Kopf freizukriegen“, wie er sagt. Über seine außergewöhnliche Karriere vom Schulabschluss in Leutkirch im Jahr 1990 bis zu den roten Teppichen in aller Welt hat Markus Vogelbacher viel zu erzählen gehabt.