26. April 2004

Joe Bausch

Tatort-Star und Arzt in einer JVA

Kanülen, Knast + Knallerei

Ein Leben zwischen Glamour und Gefängnis

Kanülen: sie gehören zu seinem täglichen Handwerkszeug! - Knast: sein Arbeitsplatz! - Knallerei: die gibt's gelegentlich, wenn er seiner Passion nachgeht - der Schauspielerei im Kölner "Tatort". Dort mimt er, glatzköpfig und mit rotem Schnurrbart, seit fünf Jahren den Pathologen Dr. Roth. Im richtigen Leben ist Joe Bausch (50) ebenfalls Arzt. Allerdings nicht mit eigener Praxis und auch nicht im Krankenhaus, sondern in der Justizvollzugsanstalt Werl bei Soest (Westfalen). Dort sitzen die ganz schweren Fälle ein: Mörder, Totschläger, Vergewaltiger. Einmal hat ihn einer der Insassen, ein Kinderschänder, um ein längeres psychologisches Gespräch gebeten. Doch nachdem Bausch dessen Akten gelesen hatte, benötigte er 14 Tage Zeit, um sich zu diesem Gespräch zu überwinden - so grausam war gewesen, was er in den Unterlagen gefunden hatte. - Seit 1987 arbeitet Bausch in Werl, mittlerweile ist er in der Rangordnung beamteter Mediziner weit hoch geklettert: Medizinaldirektor darf sich der Mann nennen, der die Schauspielerei schon lange in einem alternativen Theaterprojekt betrieben hat, bevor er sich endgültig für die Medizin entschied. Allerdings, wie man sieht: nicht ausschließlich dafür. Immer wieder zieht's ihn zurück vor die Kamera, und so hat er schon mit Götz George gedreht, mit Manfred Krug und Heiner Lauterbach. Und am 12. April ist er, in der ARD, das nächste Mal im "Tatort" zu sehen, Titel: "Hundeleben".Bausch wohnt mit Frau und Tochter mittlerweile in Sichtweite des Gefängnisses, wenn er nicht gerade unterwegs ist zu Talk Shows (zuletzt im März im SWR-"Nachtcafé" mit Wieland Backes), an seiner Promotion arbeitet oder eine Hilfsaktion unterstützt wie in Kabul, wo er in seinem Urlaub verwundete afghanische Kinder versorgt hat. Über das Leben zwischen der Glamourwelt des Fernsehens und dem Alltag eines Gefängnisarztes, über den täglichen Umgang mit Mördern und anderen Schwerverbrechern, über die Angst und den gelegentlich notwendigen Ausstieg in die Welt der bunten Bilder sprach Joe Bausch mit Bernd Dassel am Montag, 26. April.