26. April 2010

Christian Weisner

Sprecher von "Wir sind Kirche"

Missbrauch und andere Fälle

Das Kreuz mit der Kirche

Täglich gibt es neue Enthüllungen, täglich neue Aufdeckungen, Geständnisse und Beschuldigungen, täglich Unfassbares: Kloster Ettal, Regensburger Domspatzen, Schrobenhausen und der damalige Stadtpfarrer Mixa; Schutz für einen pädophilen Priester durch das Erzbistum in München; Missbrauchsvorwürfe unterschiedlichster Art gegen „Gottesdiener“, die diese Bezeichnung nicht mehr verdienen – die Liste ist mittlerweile unendlich lang. Der Missbrauchsskandal hat die katholische Kirche in eine tiefe Krise getrieben. Dass auch die evangelische Kirche betroffen ist (z.B. Gewalt gegen die Chorknaben in Windsbach; sexuelle Übergriffe im Martin-Luther-Haus in Nürnberg), macht das erschreckende Bild komplett.
Was zunächst, als die ersten Meldungen von sexuellen Belästigungen durch katholische Geistliche in Irland und den USA aufkamen, ausschließlich wie ein Problem in anderen Ländern erschien, das entpuppt sich nun auch hierzulande als schier unendliche Geschichte von Gewalt, zerstörtem Vertrauen und Amtsmissbrauch unter dem Schutz der Soutane. Jetzt, da die Opfer von damals den Mut finden, ihre Geschichten zu erzählen, ihr Leiden in Worte zu fassen, ihre Hilflosigkeit zu formulieren, da erste Wiedergutmachungszahlungen von der Kirche geleistet worden sind – so weit man Missbrauch überhaupt wieder gutmachen kann -, da beginnt auch langsam die Debatte darüber, was in der seelsorgerischen Arbeit schief gelaufen ist und läuft; wie man solchen Exzessen vorbeugen kann; wo die Gründe für das Fehlverhalten liegen; was beispielsweise bei der Auswahl und Ausbildung des Priesternachwuchses vernachlässigt worden ist und worauf zukünftig besondere Beachtung liegen soll. Mittendrin in dieser Diskussion steht die Laienbewegung „Wir sind Kirche“, in der ca. 1,6 Millionen katholischer Christen für eine offene Kirche streiten, für eine geregelte Partnerschaft zwischen dem Klerus und den Gläubigen und für eine ebenso offene Diskussion um strittige Themen wie den Zölibat und die Ordinierung von Frauen.
Christian Weisner, ursprünglich Stadtplaner und nun ausschließlich als Sprachrohr von „Wir sind Kirche“ aktiv, ist seit Kindesbeinen der katholischen Kirche eng verbunden – was aber in seinem Fall auch heißt: kritisch verbunden. Was seine Organisation vorschlägt, um die derzeitige Glaubenskrise in den Griff zu bekommen; wie sie die Rolle von Papst Benedikt beurteilt; wie sie rät, mit Opfern und Tätern umzugehen; was ihr vorschwebt, die massiven Kirchenaustritte zu stoppen und das Vertrauen in die Kirche wieder herzustellen, darüber hat Christian Weisner am 26. April beim „Talk im Bock“ gesprochen.


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