26. November 2007

Prof. Michael Buback

Sohn des Terroristenjägers

Wer tötete meinen Vater?

Über den Versuch, die Wahrheit zu ergründen

Gründonnerstag, 7. April 1977, Karlsruhe. Generalbundesanwalt Siegfried Buback, damals 57 Jahre alt, ist mit seinem Fahrer Göbel und dem Sicherheitsbeamten Wurster auf dem Weg von seiner Wohnung zum Bundesgerichtshof. Vor einer roten Ampel an der Linkenheimer Strasse muss der Wagen warten. Daneben hält ein Motorrad, eine Suzuki 750, mit Fahrer und Beifahrer. Ohne abzusteigen, feuert einer der beiden plötzlich aus einem halbautomatischen Gewehr eine ganze Salve in den Wagen hinein, insgesamt 15 Schüsse. Buback und seine Begleiter werden getroffen. Der Generalbundesanwalt und sein Fahrer sind sofort tot, Polizist Wurster stirbt wenige Tage später. Kurz darauf bekennt sich das RAF-"Kommando Ulrike Meinhof" zur Tat.Nach und nach werden die mutmaßlichen Täter gefasst und vor Gericht gestellt. Am 2. April 1985 verurteilt das Oberlandesgericht Stuttgart Christian Klar und Brigitte Mohnhaupt wegen mehrfachen Mordes und Mordversuchs zu je fünfmal Lebenslänglich plus 15 Jahre Haft. Sonnenberg ist bereits 1978, Folkerts zwei Jahre später jeweils zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt worden. Allerdings kann in keinem Prozess geklärt werden, wer letztlich auf dem Motorrad gesessen und wer Buback und seine Begleiter erschossen hat. Jahrzehntelang war das der Wissensstand von Hinterbliebenen und Öffentlichkeit - bis Michael Buback, Chemie-Professor in Göttingen und Sohn des früheren Generalbundesanwalts, im April 2007 mit einem brisanten Detail an die Öffentlichkeit ging. Er schrieb in einem Beitrag für die Süddeutsche Zeitung, ein Informant habe ihm glaubhaft versichert, weder Klar noch Folkerts oder Sonnenberg seien die Mörder seines Vaters gewesen. Diese drei hatten sich, wie auch Brigitte Mohnhaupt, im Prozess zur Tat nicht geäußert. Schließlich wartete der SPIEGEL wenig später mit der Schlagzeile auf, der längst schon wieder freigelassene Stefan Wisniewski sei der Täter gewesen. Diese Information hätten die Ermittler bereits in den 80er Jahren von der früheren Terroristin Verena Becker bekommen, sie aber unter Verschluss gehalten. Der geständige Ex-Terrorist Peter-Jürgen Boock, vor fünf Jahren zu Gast beim "Talk im Bock", hatte in der Zwischenzeit ebenfalls Wisniewski als wahrscheinlichen Täter benannt. Die neuen Ermittlungen, die die Bundesanwaltschaft nun vor einigen Monaten eingeleitet hat, haben - 30 Jahre nach dem schrecklichen Geschehen - bisher nichts Greifbares zutage gebracht. Genau das kritisiert Michael Buback massiv.Er wirft der Bundesanwaltschaft vor, schlampig gearbeitet zu haben (weil Vernehmungen und Befragungen nicht mehr auffindbar sind) sowie offensichtlich wenig Interesse daran zu haben, etwas zur Aufklärung beizutragen. Außerdem seien zu keiner Zeit Zeugenaussagen, die von der Tatbeteilung einer Frau ausgingen - Verena Becker, bei der später die Tatwaffe gefunden wurde ? - in die Ermittlungen mit einbezogen worden.Warum es ihm so wichtig ist, auch nach so langer Zeit noch den Namen des Täters zu erfahren, wie es zum Treffen mit dem Ex-Terroristen Boock kam und warum er die heiß diskutierte vorzeitige Freilassung des immer noch einsitzenden Christian Klar nicht grundsätzlich ablehnt, dazu und zu den Ereignissen vor 30 Jahren hat sich Michael Buback beim "Talk im Bock" geäussert. Musik: Just Friends; Eintritt frei.