09. Februar 2009

Heiner Brand

Bundestrainer

Alles in der Hand

Der Mann, der eine ganze Sportart verkörpert

Das ist wahrlich ein Unikum im deutschen Hochleistungssport: Ein Mann steht für eine ganze Sportart, leiht ihr das Gesicht - ein Trainer! Nicht ein Aktiver, wie es sonst gang und gäbe ist. Spricht man nämlich von der Handball-Nationalmannschaft, kommt die Rede sogleich auf Heiner Brand (56), der Mann mit dem dicken Schnauzbart; der Weltmeistertrainer; der Mann, der der Vater des Wintermärchens von 2007 ist - ein Ereignis in Sachen Hallenhandball, das in Deutschland seinesgleichen sucht und sich gewissermaßen nahtlos an das Sommermärchen der Fußballer unter Jürgen Klinsmann während der EM 2006 anschloss.Handball in Deutschland - das ist Heiner Brand!Sowohl als Spieler (1978 in der legendären Mannschaft mit Hoffmann, Klühspieß, Deckarm etc.) als auch als Trainer (eben 2007) ist Heiner Brand Weltmeister geworden. Auch das ist einmalig in der Geschichte des Deutschen Handballbundes. Und was Brand ansonsten zu bieten hat, ist auch nicht gerade von Pappe: Sechsmal deutscher Meister als Spieler des VfL Gummersbach; viermal mit Gummersbach Europapokalsieger; dreimal deutscher Meister als Trainer (Gummersbach, Wallau/Massenheim); Vize-Europameister 2002, Vizeweltmeister 2003, Europameister 2004, Olympia-Zweiter 2004 in Athen. Und dann, der Höhepunkt natürlich: Weltmeister 2007. Dass es danach bei der EM 2008 "nur" zu Platz vier reichte, bei den Olympischen Spielen in Peking sogar nur zu Rang neun, war großem Verletzungspech und dem damit verbundenen Umbruch im Nationalteam geschuldet. Nun, bei der WM 2009 im Januar in Kroatien, tritt Heiner Brand mit einer stark verjüngten Equipe an, aus der frühere Leistungsträger wie Kehrmann, Zeitz und Schwarzer verschwunden sind. Sollte die DHB-Auswahl auch diesmal ins Halbfinale oder gar ins Endspiel (1. Februar) vorstoßen - es wäre eine Sensation. Denn auch wenn Heiner Brand weiterhin alles in und ums Team herum in der Hand hat: Das Wunder wird er kaum schaffen, in solch kurzer Zeit eine neu formierte Mannschaft an der Weltspitze zu etablieren.Immerhin erstaunlich, wie schnell der junge Kader in den Vorbereitungsspielen Fortschritte gezeigt hat. Aber Heiner Brand hat ein Händchen dafür, Talente zu entdecken, zu formen und an der richtigen Stelle zu platzieren. Sein Wissen ist enorm, sein taktisches Gespür bewundernswert; die Zahl der einstudierten Spielzüge ist Legion. Der Sport war früh schon der Mittelpunkt im Leben Heiner Brands, der aus einer Gummersbacher Handball-Dynastie stammt. Seine älteren Brüder Klaus und Jochen waren ebenfalls Nationalspieler. Alle drei waren schon aktiv, als noch auf dem Großfeld gespielt wurde. Der Jüngste wurde schließlich der erfolgreichste und bekannteste. Wenn er heute nicht in Sachen Handball unterwegs ist, Seminare gibt oder Vorträge hält, dann kümmert er sich um seine Versicherungsagentur in Gummersbach. Oder er schreibt mal wieder an einem Handball- oder auch Motivationsbuch.Über seine ungewöhnliche Karriere, seine vielfältigen Aufgaben, seine eigene Vergangenheit und seine Perspektive für den deutschen Handballsport in der Zukunft hat Heiner Brand beim "Talk im Bock" genau acht Tage nach der Weltmeisterschaft, bei der seine Mannschaft als Titelverteidiger an den Start ging gesprochen. Moderation: Bernd Dassel; Musik: Just Friends; Eintritt frei.