07. April 2008

Nora Graser

Physikerin; Antarktis-Forscherin

Im ewigen Eis

Leben und arbeiten bei 45 Grad minus

Bis Ende Februar 2008 hielt sich die Physikerin Nora Graser (26) aus Augsburg in der Antarktis auf - in einer Station des Alfred-Wegener-Instituts, das Grundlagenforschung im ewigen Eis betreibt. Insgesamt 15 Monate fernab jeglicher Zivilisation dauert der Aufenthalt der neunköpfigen Crew, wovon die Überwinterer während des antarktischen Winters neun Monate auf sich alleine gestellt waren, ehe es wieder nach Hause ging. Es war für Nora Graser ein Forschen und Leben unter wahrlich extremen Bedingungen, mit Außentemperaturen bis minus 45 Grad und mit Schneestürmen, allerdings auch mit wunderbaren Dämmerungen und Besuchen bei der Pinguinkolonie. Manchmal konnten die Forscher ihre geschützte und ins Eis gebaute Station tagelang nicht verlassen - ein Dasein, das wahrlich gewöhnungsbedürftig war. Wenn die Crew ins Freie konnte, stellten die für Polargebiete spezifische Wetterphänomene, z.B. starkes Schneetreiben oder das so genannte Whiteout, teilweise erschwerte Bedingungen dar. Mit Whiteout bezeichnet man die Reflexion des Sonnenlichtes auf dem fallenden Schnee und dem schneebedeckten Boden. Dies führt dazu, dass alle Konturen verschwimmen oder schlimmstenfalls ganz verschwinden. In solchen Fällen waren die Forscher auf ihre GPS-Geräte angewiesen, da sie sonst orientierungslos gewesen wären.Das Leben in der Station spielt sich in den zwei 90 Meter langen Röhren 15 Meter unter dem Eis ab. In der einen Röhre befinden sich Waschraum, Küche, gemeinsamer Wohnraum und das Hospital, in der anderen wissenschaftliche Labors und die Kammern der einzelnen Überwinterer. Hierbei ist der Privatraum jedes einzelnen ein nur acht Quadratmeter großer Container.Alle zwei bis drei Tage gingen Nora Graser oder ihre Kollegin in ein etwa 800 Meter von der Station entferntes Observatorium, um dort geomagnetische Messungen durchzuführen. Das Observatorium befindet sich, wie die Station, ebenfalls 15 Meter unter dem Eis und ist nur über einen engen Schacht mit einer Leiter zu erreichen.Über ihre Arbeit und ihre Abenteuer in der Antarktis, über den Reiz des Lebens und Arbeitens in einer solchen Station und auch eventuelle Schwierigkeiten hat Nora Graser beim TiB im Bocksaal gesprochen.